: Sannyassins missionieren nicht-betr.: "Der Einzug der Psychosekten", taz vom 4.6.91
betr.: »Der Einzug der Psychosekten«,
taz vom 4.6.91
[...] In dem Artikel wird praktisch das gesamte Horrorszenario, das ein evangelischer Pfarrer über neue religiöse Bewegungen verbreitet, völlig kritiklos und ohne eigene Nachforschungen weiterposaunt.
Wer hat der Autorin zum Beispiel ins Ohr geflüstert, die Osho-Bewegung sei ständig in Potsdams Fußgängerzone präsent? Seit Jahren pfeifen es die Spatzen von den Dächern, daß Sannyasins eben nicht missionieren. [...]
Dazu kommt, daß die Sannyasins keine »Jugendreligion« bilden (ein Begriff, der von den Weltanschauungskämpfern der evangelischen Kirche erfunden wurde), sie haben auch keine übergeordnete Organisation. Sannyasin zu werden bedeutet lediglich einen Schritt im Leben des Individuums, dabei tritt man in keine Organisation ein und verpflichtet sich zu gar nichts. [...]
Osho hat keine Ideologie verbreitet und keine Gebote aufgestellt, und vor allem hat er niemandem versprochen, in den Himmel zu kommen, wenn man immer schön artig ist. Alles, was christliche Pfarrer den neuen Religionsgemeinschaften vorwerfen, tun die evangelischen und katholischen Psychosekten selbst: Sie verpflichten nicht nur Jugendliche, sondern bereits Säuglinge mit Hilfe eines »Taufe« genannten Rituals zu ihrem Glauben. Sie beuten ihre Mitglieder mit Hilfe der notfalls vom Gerichtsvollzieher zwangsweise kassierten Kirchensteuer aus, und die Sektenmanager bestreiten davon ihren Lebensunterhalt. Sie verkünden Heilsbotschaften vom Paradies, die niemand einlösen kann. [...] Swami Dhyan Satyama (Harald Röhl)
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