: USA unterzeichnen Antarktis-Abkommen
Antarktika (taz) — Die Nachricht, daß die USA das Antarktis-Abkommen nun doch unterzeichnen werden, wurde in hiesigen parlamentarischen Kreisen mit Bestürzung aufgenommen. Unser Korrespondent war in der Wandelhalle des antarktischen Parlaments unterwegs.
„Herrgott, das haut rein! Dieser Bush! Und sowas war unsere letzte Hoffnung! Alle wollen sie immer nur das Eine: ausgrenzen, marginalisieren, vom Fortschritt ausschließen ... Und überhaupt: Wo kriegen wir jetzt unsere Cola her?“
„Solch platt materialistische Argumentation, lieber Freund, ist dem Ernst der Lage wohl kaum angemessen. Indes will auch mir scheinen, als drohe diese Entscheidung die so lang ersehnte Herausbildung unseres antarktischen Nationalgefühls um Jahre zurückzuwerfen. Hat die Geschichte denn nicht zur Genüge bewiesen, daß ein wahrhaft blühendes Nationalbewußtsein zu seiner Entstehung zunächst einmal einer Phase des Kolonialismus bedarf?“
„Ach was, Nationalbewußtsein! Die Wirtschaft geht in den Arsch! Dutzende Arbeitsplätze allein in der Müllverwertung! Wo kriegen wir jetzt unsere Rohstoffe her? Und wie sollen wir Kühlschränke und Fischstäbchenfabriken bezahlen, wenn unsere Bodenschätze nicht ausgebeutet werden dürfen? Und der Wertverlust meiner, äh, unser aller Grundstücke an den beliebtesten Ausflugszielen?“
„Mir scheint, wir müssen in unserer Entwicklungsphilosophie einen radikalen Paradigmenwechsel vollziehen. Schluß mit dem Fernziel Unabhängigkeit und staatliche Autonomie! Wir sollten ein paar Essays über Kreaturenrechte in Auftrag geben. Da steckt Perspektive drin. Die Antarktis als Ort der gattungsübergreifenden Kommunikation, hä? Neuer Diskurs, Streitkultur — so in der Richtung ...?“
„Aber was das dauert! Immerhin: Die Hauptstadtfrage ist jetzt erstmal vom Eis ...“ mb
BERICHT AUF SEITE 9
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen