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Verräterische Muskeln

■ André Agassi's rechter Quadrizeps verliert verletzungsbedingt gegen David Wheaton

Wimbledon (taz) — André Agassis Gesicht sah plötzlich so zerknittert aus wie sein Outfit. Völlig darniedergeschlagen schilderte er, wie untreu ihn sein rechter Oberschenkel im Stich gelassen hatte, just als er ihn so nötig brauchte. Bereits Im ersten Spiel des Viertelfinales gegen David Wheaton begann das herzlose Teil heftig zu schmerzen, berichtete er. Zwar wurde es vereist und mit einem Verband besänftigt, doch natürlich habe es ihn stark beeinträchtigt. „Ich rannte nicht mehr soviel, machte kein Tempo.“ Sehr zum Vergnügen von David Wheaton. Der geniale Aufschläger holte sich den ersten Satz mit 6:2, womit die Achterbahnfahrt begann. Die Sätze zwei und drei gewann trotz lädierter Haxen der weiße André glatt mit 6:0 und 6:3. Doch Wheaton ließ sich einfach nicht desillusionieren, selbst dann nicht als Agassi im vierten Satz mehrere Matchbälle hatte und versiebte. Sofort schoß der Schmerz wieder in den Schenkel und Agassi verlor den Tie-break klar mit 7:3. Wheaton biß sich fest, gewann das Match schließlich im fünften Sätz locker mit 6:2 und spielt nun im Halbfinale gegen Boris Becker, der sich in vier knappen Sätzen mit viel Glück gegen einen sensationell gut spielenden Guy Forget durchsetzte.

André Agassi aber ist nunmehr todunglücklich. Ein nichtsnutziger, verräterischer Quadrizeps hat die große Show des Lieblings von London verdorben. Doch der Kummer sitzt noch tiefer: Wie er uns im Vertrauen mitteile, „habe er sich unsterblich in den Centre Court verliebt“. Und kann es vor Sehnsucht kam aushalten, bis ihm die Liebste in einem Jahr wieder ein Rendezvous gewährt. miß

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