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ABSCHIEDVON»DALLAS« ■ CLIFF BARNES AND THE FEAR OF WINNING
Kann es im Interesse der Menschheit sein, die »Mutter aller Seifenopern«, in der ein raffgieriger J.R. dem klassischen Verlierertypen Cliff Barnes immer um eine fiese Nasenlänge voraus war, mit aller Gewalt in den kurzatmigen Köpfen des medialen Zeitalters zu verewigen?
Wenn es dabei um den Erhalt eines Stückes Rock'n‘Roll-Geschichte geht, ist es das durchaus. Das meinen zumindest Cliff Barnes and the Fear of Winning, die mit dem Ende von »Dallas« am 24.September auch ihre Existenz gefährdet sehen. Der Kampf scheint allerdings aussichtslos, und das, obwohl der Cliff Barnes and the Fear of Winning-Fanclub eine Bürgerinitiative für den Erhalt der Sue Ellens, Pamelas und Claytons gegründet hat.
Doch am Ende des Tunnels glimmt ein kleines Licht — das neue Live-Album der fünf Dallas-Fans »Live At The World« mit den Höhepunkten ihrer vierjährigen Geschichte. 50.000mal wollen die »Asshole-Cowboys« um Bobby Tijuana das Album verkaufen, damit sie ohne »Dallas« und ohne Betteln gehen zu müssen, fortbestehen können. Flehend wenden sie sich an ihre Fans und an solche, die es noch werden sollen: »Make us all millionaires!«. Einen Appell, den sie vor allem auf ihrer »Dallas Party Tour« vom 20. bis zum 29.September durch die Metropolen unserer Republik an das Publikum richten werden. 150 Minuten Cliff Barnes and the Fear of Winning-Sounds, unterstützt von sechs Monitoren, die das Beste aus »Dallas« zeigen werden, stehen auf dem Programm — genug, um in Zukunft die Dienstagabende ohne Fernsehen überstehen zu können.
Vielleicht ist es die letzte Möglichkeit, Cliff Barnes verlieren zu sehen, und für viele ist es vielleicht auch die letzte Möglichkeit, die Musik der Band, die eben nicht aus Texas kommt, sondern aus Osnabrück stammt, kennenzulernen. Nur zu oft war und ist zu hören: »Cliff Barnes and the Fear of Winning, das sind doch die mit dem Asshole-T-Shirt. Die Musik? Kenn' ich nicht.«
Versprochen wird »The Greatest Show On Earth« und Bobby Tijuana verrät, was es zu erwarten gibt von der »Dallas Party Tour«: »Keine Tränen um 'Dallas‘, sondern Abschied vom genialsten Verlierer der TV-Landschaft, aber auch eine Reise durch die letzten vier Cliff Barnes and the Fear of Winning-Jahre, vom eher Country-orientierten Sound der ersten bis hin zur Großstadtmusik der letzten LP. Es wird ein bunter Abend — kriecht aus Euren Löchern, werft die TV-Geräte aus dem Fenster und kommt bloß nicht zu spät!« Jürgen Zilla (Foto: Manfred Pollert)
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