Nordrhein-Westfalen: 23 Anschläge in drei Tagen

■ NRW-Innenminister kündigt verstärkten Polizeischutz an

Bochum (taz) — Die Anschlagserie gegen Flüchtlingsheime in NRW hält an. Nachdem in der Mehrzahl unerkannt gebliebene Personen schon am Freitag und Samstag in 19 Gemeinden und Städten zahlreiche Heime mit Steinen und Brandsätzen überfallen hatten, gingen in der Nacht zum Montag in Bochum erneut die Scheiben eines Wohncontainers zu Bruch. Die in den unbelegten Innenraum gegossene bezinähnliche Flüssigkeit entzündete sich nicht. Schon am Freitag hatte eine Gruppe Hooligans die Fenster eines Aussiedlerheimes in Bochum zerschlagen. Zwei von ihnen wurden vorübergehend festgenommen. Im Zusammenhang mit den 23 Anschlägen nahm die Polizei insgesamt 10 Personen fest. Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Innenministers Herbert Schnoor ist die Anschlagserie keine geplante Aktion des „organisierten Rechtsextremismus“. Neben Hooligans und Skinheads seien auch zwei „bisher nicht auffällige“ junge Männer festgenommen worden. Schnoor kündigte zwar verstärkten Polizeischutz für die Flüchtlinge an, Polizeiposten sollen aber nicht vor den Unterkünften aufgestellt werden. Erneut machte der Minister die Asyldebatte für den dramatischen Anstieg der Übergriffe verantwortlich. Wenn das so weitergehe, fürchte er „Schlimmes dür den inneren Frieden und Schlimmes für diese Republik“. Mit einer spontanen Sympathiekundgebung reagierten Mitglieder einer evangelischen Gemeinde in Lünen auf einen Anschlag. Nachdem der Pfarrer während der sonntäglichen Morgenmesse die Übergriffe auf eine Wohncontaineransammlung in der Nacht zuvor geschildert hatte, zog die Mehrzahl der Christen zu der Siedlung und überbrachte Blumen vom Kirchenaltar als Geste der Versöhnung. J.S.