: Scowcroft und seine Quellen in Bagdad
Bagdad/New York (afp/wps) — Der Irak hat auch nach Ende des Golfkriegs versucht, sein Atomprogramm weiterzuentwickeln. Das teilte der Leiter des UN-Inspektorenteams, David Kay, am Montag in der bahrainischen Hauptstadt Manama mit. Er wies darauf hin, daß die UN- Experten nicht alles entdeckt hätten. Die Experten hatten im Irak brisantes Material über das irakische Atomprogramm entdeckt und waren daraufhin vier Tage lang in Bagdad festgehalten worden. Diese Unterlagen — Material von 25.000 Dokumenten sowie 700 Fotos und Video-Aufzeichnungen — sind nach Angaben von Kay nun auf dem Weg nach Wien, wo die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) ihre Zentrale hat.
Der Vorsitzende der UN-Kommission zur Zerstörung der irakischen Massenvernichtungswaffen, Rolf Ekeus, wies am Montag darauf hin, daß die Dokumente nur für die UNO und die IAEO bestimmt seien. Damit berührte er einen brisanten Punkt: Ein Sprecher der UN-Komission gab am gleichen Tag zu, daß ihre Inspektoren während ihrer Belagerung via Satellitentelefon den Inhalt einiger Dokumente an das State Departement in Washington weitergegeben haben. Die Angelegenheit ist auch deshalb heikel, weil die irakische Regierung dem Inspektorenteam wiederholt vorwarf, Verbindungen zum amerikanischen Geheimdienst CIA zu haben.
Die Äußerungen von Brent Scowcroft, dem Sicherheitsberater von Präsident George Bush, hätten bewiesen, daß Kay für den CIA arbeite. Scowcroft hatte am Sonntag darauf hingewiesen, daß das irakische Atomprogramm viel bedeutender sei als zunächst angenommen wurde. Dies hätten die Dokumente der UN- Inspektoren gezeigt. Die irakische Regierung schloß aus dieser Bemerkung, daß der Inhalt der Dokumente dem CIA übermittelt wurde. „Wie hätte Scowcroft diese Schlußfolgerung ziehen können, ohne vorher die Dokumente zu kennen?“, fragte der Pressesprecher des Informationsministeriums. Diese Frage dürfte mit dem Eingeständnis der UN-Kommission beantwortet sein.
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