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Wenn's beim Milchmann 2 Mal klingelt

■ Knapper 2:1-Sieg für Werder gegen die Schalker Müllermilch-Truppe

Hinter der 30-Meter-Klebe von Schalkes Mittelfeld-Motor Günter Schlipper in der 1. Minute steckte deutlich mehr als der Kefir des Gelsenkirchen-Sponsors Müllermilch. Werder Bremen gegen Schalke sollte ein flottes Spiel werden, aber dreißig Minuten mußten die 25.000 Zuschauer noch warten, dann kam der Schwung. Der Vollständigkeit halber sei allerdings eine grüne Leuchtrakete erwähnt, die in der zweiten Minute aus der Nordtribüne auf die grün-weißen Fans in der Westkurve abgefeuert wurde.

Schalke offensiv mit einem enorm schnellen Mittelfeld. 30. Minute: Schlipper nimmt den Abstoß von Lehmann auf, zwei weite Pässe, Christensen, Anderbrügge, aber der scheitert mit einem Weitschuß an Oliver Reck: Keine 40 Sekunden dauerte der Angriff, da hätten die Bremer noch was lernen können.

Die quälten sich in schlechter Werder-Manier wieder bis zur Mittellinie, Bratseth und Borowka hatten offensichtlich Hemmungen vor der blau-weißen Hälfte. Die erste satte Chance in der 32. Minute, als Legat von der linken Seite Bode bedient, der geht parallel zur Torlinie gegen drei Schalker gleichzeitig am 16er entlang, bevor er viel zu spät auf Bockenfeld abspielt. Aber kein Grund zum Jubeln für die Fans, als Bockenfeld den Ball weit übers Tor jubelt.

Vier Minuten später dann das unverdiente 1:0 für Bremen. Legat wirft den Ball ein auf Bode, der verlängert in den Torraum, von einem Schalker Abwehrspieler ist weit und breit nichts zu sehen. Neubarth grätscht in den Ball, Lehmann geschlagen. Jubel diesmal groß.

Schlag auf Schlag bis zur Halbzeit: Eilts Flanke auf Rufer, Paß auf Bode: Vorbei (42.). Schlipper Alleingang, Paß auf Borodjuk: Vorbei (43). Weitschuß Anderbrügge: Vorbei. (43.). Abpfiff Schiri: Halbzeit vorbei.

Bremen nach der Pause weiter offensiv, Rufer aber gut aufgehoben bei Steffen Freund, Allofs ohne Biß. In der 50. Minute schlendert Eilts auf Halblinks lässig auf das Schalker Tor zu, sieht plötzlich die Gasse: Legat startet in den Raum und versenkt den Steilpaß unhaltbar für Lehmann: 2:0.

„Was soll ich machen? Meine Spieler sind entweder Weltklasse oder Kreisklasse“, erklärte Schalkes Trainer Aleksandar Ristic nach dem Spiel. „Heute waren sie nicht Weltklasse.“ So schlimm war es vor allem im Sturm, wo Borodjuk und Christensen völlig wirkungslos blieben. Zwei Wechsel bei Schalke sollten das Spiel noch einmal herumreißen.

Bei Werder riß der Faden, Konzentrationsmängel ermöglichten Chancen für die Schalker. 62. Minute: Mademann knallt aus 20 Metern in die Bremer Abwehr, den Abpraller angelt sich Borodjuk: Reck geschlagen, Anschlußtreffer 2:1.

Jetzt bestimmten die 5.000 Gelsenkirchener Fans das Spiel, die erstmals in der Ostkurve untergebracht waren. Vor allem das vieltausendkehlige „A-tta-cke!“ stimulierte die Schalker Spieler zu einem Zwischenspurt. Das dabei kein Tor fiel, verdankten die Bremer ihrem Torwart und dem Unvermögen von Borodjuk und Christensen. Werder rettete den knappen Sieg und hat wieder Anschluß an das obere Tabellendrittel gefunden.

Das Experiment Westkurve für die Bremer Fans ging am Samstag deutlich in die Hose: Selbst Werders Manager Willi Lemke gestand ein: „Da sieht man einfach schlecht.“ Beim letzten Pokalspiel gegen Schalke im November letzten Jahres hatten die Gelsennkirchener Besucher in der Westkurve einen Sachschaden von 30.000 Mark verursacht. mad

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