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Chemie im Schrumpfen

■ Von ehemals 55.000 Arbeitsplätzen bleiben 25.000

Berlin. In der chemischen Industrie der Region Berlin-Brandenburg werden nach Einschätzung der Gewerkschaft IG Chemie von ehemals 55.000 Arbeitsplätzen nur rund 25.000 erhalten bleiben. In West-Berlin seien zusätzlich noch 14.000 Arbeitnehmer in der Branche beschäftigt. Der IG Chemie- Bezirksleiter Jürgen Wingefeld kritisierte die Treuhand scharf, da sie immer noch nicht bereit sei, »der Sanierung ihrer Unternehmen Priorität einzuräumen und dabei regional- und strukturpolitische Aspekte zu berücksichtigen«. Wenn ein Unternehmen nicht zügig privatisiert werden könne, müsse die Treuhand die erforderlichen Liquiditäts- und Investitionsmittel für ein sanierungsfähiges Unternehmen zur Verfügung stellen, sagte Wingefeld am Dienstag in Berlin.

Für Qualifizierungs- und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen müssen nach Einschätzung der IG Chemie die Finanzmittel aufgestockt werden. In vielen Fällen hätten frühere Kombinate am Ende des Sanierungsprozesses die Zahl ihrer Beschäftigten um 60 bis 80 Prozent verringert.

Nach Gewerkschaftseinschätzung gibt es für die Petrolchemie und Kraftstoffe AG (PCK/ Schwedt), die von einem Konsortium übernommen wurde, aufgrund »schwarzer Zahlen« und zu erwartender Investitionen gute Zukunftsperspektiven. Derzeit seien dort 2.500 Arbeitnehmer beschäftigt. Die Chemiefaser Guben GmbH werde zum Jahresende noch 2.400 Mitarbeiter beschäftigen. Die Hoechst AG (Frankfurt/Main) beabsichtige, das Faserwerk Guben zu übernehmen, der Essener RWE-Konzern habe an Energiewerke Guben Interesse. Hingegen sei die Zukunft der Lausitzer Teppichfaserwerke und des Restunternehmens Chemiefaser Guben GmbH noch ungeklärt.

Bei der Märkischen Faser AG (Premnitz) befürchtet die Gewerkschaft, daß trotz des Verkaufs die Beschäftigtenzahl von derzeit 2.200 nicht gehalten werden kann. Das BASF-Synthesewerk Schwarzheide, das 1990 übernommen wurde, sei ein positives Beispiel für die Übernahme einer Treuhandfirma durch ein westdeutsches Großunternehmen. Für die Berlin-Chemie AG erwartet die Gewerkschaft, daß bei günstiger Auftragslage 1.450 Mitarbeiter gehalten werden können, obwohl die Planung bis Ende 1991 nur noch 1.200 Mitarbeiter vorsehe. dpa

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