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Süssmuth auf Bürosuche

■ Vorerst nur »Zwischenlösungen« für Unterbringung der Abgeordneten angepeilt/ Verschiedene ehemalige DDR-Regierungsgebäude erkundet

Berlin. Die Szene erinnerte an Wohnungsbegehungen im Schlepptau eines Maklers. Die Interessenten drängten sich im Flur, im Eiltempo ging es durch die Räumlichkeiten, zwischen Tür und Angel tauschten die Besucher sich über Deckenhöhen und Renovierungsbedarf aus. Doch es waren keine verzweifelten Wohnungssuchenden, die über das blasenwerfende Billiglinoleum von Immobilien im Zentrum Berlins schritten. Es war der Bundestag, der da seine ersten zaghaften Schritte nach Berlin setzte, in Gestalt seiner Präsidentin Rita Süssmuth und eines guten Dutzends Abgeordneter.

Das Vorauskommando erkundete die Eignung verschiedener ehemaliger DDR-Regierungsgebäude für eine Nutzung durch den Bundestag — eines der wenigen sichtbaren Zeichen dafür, daß ein Umzug in Angriff genommen wird. »Auf Bauschilder mit der Aufschrift: ‘Hier baut der Bundestag dieses oder jenes‚ müssen wir noch warten«, sagt ein Senatsmitarbeiter. In punkto Umzug gebe es bislang im wesentlichen Absichtserklärungen, nicht nur vom Bundestag.

Auch die Bundesbaudirektion bestätigt, daß in den zahlreichen Gebäuden, die die DDR-Regierung in Berlin zurückließ, keinerlei Umzugsvorbereitungen laufen. Die Ostberliner Repräsentationsbauten sind jedoch keinesfalls verwaist. So ist im verlassenen Chefzimmer des ehemaligen DDR-Innenministeriums aus der Ära Peter-Michael Diestel zwar nur ein Gummibaum übriggeblieben und ein akkurat auf die Kante des leergefegten Schreibtischs ausgerichteter Brieföffner.

In den restlichen 1.168 Büroräumen des verwinkelten Gebäudes haben jedoch Ausbildungsstellen der Bundesministerien und der öffentlichen Verwaltung ein Unterkommen gefunden, die unabhängige Kommission für das Parteienvermögen, die Behörde des Stasi-Akten-Verwalters Joachim Gauck und gewerbliche Mieter.

Die zeitweilige Fremdnutzung der Gebäude, auf die das Parlament ein Auge geworfen hat, ist eine der vielen Hürden für konkrete Umzugsvorbereitungen. Süssmuth konnte bei ihrer Stippvisite in Berlin jedoch darauf verweisen, daß in dieser Frage mittlerweile die erste Entscheidung bereits gefallen sei. Um jedem Bundestagsabgeordneten in der Hauptstadt für eine Übergangszeit ein Büro zu verschaffen, wird jetzt der Auszug Bonner Außenstellen aus zwei früheren Ministeriumsgebäuden Unter den Linden in Angriff genommen. ap

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