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Eltern: Kein weiterer Ampel-Abbau

■ Verkehrsblockade in der Humboldtstraße für Sicherheit der Kinder

Eine dreiviertel Stunde lang blockierten gestern morgen 30 Kinder mit ihren Eltern und BetreuerInnen die Humboldtstraße. Sie protestierten damit gegen Vorhaben der Stadt, sämtliche Ampeln aus der Humboldtstraße zu entfernen. Rund 200 Kinder müssen die Straße täglich mindestens zweimal überqueren: Denn zwischen ihr und dem Osterdeich liegen zwei Grundschulen (Lessing-und Schmidtstraße), zwei Kindergärten mit Horten (Gleimstraße und Fehrfeld) sowie der Kindergarten der Friedensgemeinde.

Bisher haben die Kinder an zwei Bedarfsampeln über die Humboldtstraße gehen können. Seitdem das umliegende Quartier zur Tempo 30-Zone erklärt und Baumnasen zur Verkehrsberuhigung installiert wurden, gilt das Gebiet als Wohnbereich, in dem keine Ampeln mehr nötig sind. „Die Verkehrsberuhigung ist für die Sicherheit der Kinder völlig unzureichend“, erklärt dagegen Ludwig Vögelin, der Schulelternsprecher der Lessingstraße. Denn die Autofahrer würden an den Baumnasen um ihren Vorteil kämpfen und nicht diszipliniert das Tempo drosseln. Und Verkehrskontrollen gäbe es nicht.

Kinder könnten außerdem über parkende Autos nicht hinweggucken, hätten einen eingeschränkten Gesichtskreis bis sie zehn Jahre alt sind und bräuchten feste Orientierungspunkte. Vögelin: „Das kann man in jeder ADAC-Fibel nachlesen.“ Fazit von Eltern und den Betreuungseinrichtungen: Die Ampeln müssen erhalten werden.

Davon ließen sich dann auch die Verkehrsplaner im Stadtamt überzeugen. Trotzdem verschwand am Pissoir an der Einmündung Fehrfeld/Humboldtstraße die Fußgängerampel quasi über Nacht und ohne Vorwarnung. „Im Zuge von Baumaßnahmen“, wie das Stadtamt mitteilte. Die Eltern forderten einen sicherheitsrelevanten Ersatz. Die Behörden reagierten auch brav: mit zwei dreieckigen „Achtung, Kinder“-Schildern.

Doch schildbürgerartig wurden sie mitten auf den Bürgersteig plaziert — für die Kinder sind die Schilder gut sichtbar. Für Autofahrer jedoch nicht.

Mit ihrer Verkehrsblockade und informativen Flugblättern wollten die Viertelbewohner deshalb signalisieren: kein weiterer Ampel-Abbau, Sicherheit für die Kinder. ra/Foto: T.V.

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