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Armee verstärkt Druck auf Osijek

■ Die Eroberung der ostslawonischen Stadt steht kurz bevor/ Hos-Kommandant Paraga verhaftet

Belgrad (afp/taz) — An allen Fronten Kroatiens hat die jugoslawische Bundesarmee am Freitag weiterhin massiv angegriffen und vor allem den Druck auf die slawonische Stadt Osijek und die Adria-Stadt Zadar verstärkt. Osijek war nach Angaben des kroatischen Hörfunks in der Nacht zum Freitag pausenlosen Artillerieangriffen ausgesetzt, nachdem die Armee eigenen Angaben zufolge am Vorabend die Nachbarorte Laslovo und Ernestinovo erobert hatte. Eine Informantin der taz erklärte telefonisch aus Osijek, mit der Eroberung der Stadt werde in zwei bis drei Tagen gerechnet. Noch gebe es für die Bevölkerung eine Möglichkeit, in Richtung Westen zu flüchten, viele Leute hätten die Stadt aus Angst vor Massakern bereits verlassen. Während in Dubrovnik weiterhin Ruhe herrschte, wurden die weiter nördlich gelegene Hafenstadt Zadar sowie ihre Nachbarorte massiv angegriffen. Die Stadt mit ihren 74.000 Einwohnern und etwa 20.000 Flüchtlingen sei von der Armee umstellt. Die Armee kündigte unterdessen ihren Abzug aus den Kasernen von Split, Sibenik und Divulje an. Radio Zagreb berichtete, die Armee habe zwar Ernestinovo eingenommen, aber das Nachbardorf Laslovo lediglich umstellt. Die kleine Industriestadt Valpovo, etwa 25 Kilometer nordwestlich von Osijek am Ufer der Drau, wurde nach Angaben des kroatischen Rundfunks von der Bundesarmee mit Granaten vom gegenüberliegenden Ufer aus beschossen. Unterdessen zogen die jugoslawische Bundesarmee und serbische Einheiten aus der Krajina ihren Ring um die kroatische Hafenstadt Zadar immer enger. Zadar und seine Nachbarorte wurden am Freitag morgen dem kroatischen Rundfunk zufolge ebenfalls massiv mit Mörsern angegriffen. Nach Angaben des kroatischen Fernsehens ist die historische Stadt von der Armee umstellt.

Der kroatische Extremist Dobroslav Paraga ist am Freitag angeblich in Zagreb verhaftet worden. Das berichtete die jugoslawische Nachrichtenagentur Tanjug unter Berufung auf die „Kroatische Rechtspartei“, deren Präsident Paraga ist. Danach sei der Parteichef beim Verlassen seiner Wohnung im Zentrum Zagrebs festgenommen worden. Zwischen den kroatischen Sicherheitskräften und Paragas Leibwächtern sei es zu Schußwechseln gekommen. Die „Rechtspartei“ hat unterdessen offen mit einem Bürgerkrieg in Kroatien gedroht, sollte ihr Vorsitzender nicht sofort entlassen werden. Die gefürchteten Soldaten der Parteiarmee würden ihre Einheiten an der Front des Bürgerkrieges verlassen, um Paraga in Zagreb zu befreien, kündigte Ante Djapic an.

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