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Kasachstan wählt den einzig wahren Nasarbajew

■ 98 Prozent wählten Ex-KPdSU-Mann zum Präsidenten/ In Moldawien votierten Russen und Gagausen für Unabhängigkeit

Bei der ersten direkten Präsidentenwahl in der Republik Kasachstan ist am Sonntag Nursultan Nasarbajew, seit April 1990 Vorsitzender des Obersten Sowjet der zentralasiatischen Republik, mit überwältigender Mehrheit zum Präsidenten gewählt worden. Das meldeten übereinstimmend die sowjetische Nachrichtenagentur Interfax und die unabhängige kasachische Nachrichtenagentur Kasrevue am Montag morgen. Nach vorläufigen Angaben der Wahlkommission erhielt Nasarbajew — er war der einzige Kandidat — 98 Prozent. 88 Prozent der 9,7 Millionen Wahlberechtigten gaben den Angaben zufolge ihre Stimme ab.

Die Wahlkommission erklärte laut Kasrevue, es habe keine Beschwerden oder Verletzungen des Wahlrechts gegeben. Die Agentur hatte am Sonntag berichtet, daß Bürger beispielsweise in der Hauptstadt Alma Ata keine Wahlscheine bekommen hätten, da die Wahlkommissionen schlecht organisiert gewesen seien. Nach Beobachtungen von Kasrevue konnten einige Bürger nicht geheim abstimmen. Außerdem seien in einigen Wahllokalen die Urnen nicht verschlossen gewesen. Übereinstimmend berichteten Kasrevue und die sowjetische Nachrichtenagentur Interfax, daß Geschäfte plötzlich auffallend gut mit Mangelwaren gefüllt gewesen seien.

In seinem Wahlkampf hatte Nasarbajew versucht, beide dominanten ethnischen Gruppen — Kasachen (36 Prozent) und Russen (knapp 41 Prozent) — in der 16-Millionen-Republik gleichberechtigt anzusprechen. Der 51jährige ehemalige kommunistische Spitzenfunktionär vermied schrille nationalistische Töne, unterstrich aber dennoch den eigenständigen, vor allem wirtschaftspolitischen Kurs gegenüber Moskau.

In der ostmoldawischen Region Djnestr war die mehrheitlich russischstämmige Bevölkerung am Sonntag aufgerufen, über ihre Unabhängigkeit von der Sowjetrepublik Moldawien und einen eigenen Präsidenten abzustimmen. Nach ersten offiziellen Schätzungen stimmte ein Großteil der rund 300.000 Wahlberechtigten für die Unabhängigkeit. Der aussichtsreichste Kandidat für das Amt des Präsidenten war Igor Smirnow. In der Region Djnestr leben etwa 700.000 Menschen, davon sind 60 Prozent Russen oder Ukrainer. Die Bevölkerungsmehrheit in Moldawien ist rumänischstämmig.

Gleichzeitig waren im Süden von Moldawien etwa 200.000 Gagausen aufgerufen, ebenfalls über die Unabhängigkeit abzustimmen und einen Präsidenten zu wählen. Auch hier sei Schätzungen zufolge das Votum für die Unabhängigkeit ausgefallen. Als Präsidentschaftskandidat stand lediglich der gegenwärtige Präsident Stepan Topal zur Wahl.

Die moldawische Regierung hatte beide Wahlen bereits im Vorfeld für „illegal und bedeutungslos“ erklärt und auf die „Unteilbarkeit“ der Republik hingewiesen. Die Einheit und Souveränität Moldawiens wird noch von dritter Seite in Frage gestellt. Fast 15.000 Menschen demonstrierten am Sonntag in der Hauptstadt Chisinaus (Kischinjow) für einen Anschluß Moldawiens an das Nachbarland Rumänien. Auf der Kundgebung, zu der Reformkräfte aufgerufen hatten, wurde ein „Wiedervereinigungskomitee“ gegründet, dem auch 30 rumänische Parlamentsabgeordnete und 15 moldawische Deputierte beitraten. Unter ihnen ist der stellvertretende Präsident des Parlaments von Chisinau, der Dichter Jon Hadirec. In einer Ansprache erklärte er, Moldawien könne nicht unabhängig von Rumänien bestehen. dpa/afp/taz

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