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Zum Beispiel Iboprofen

■ Beipackzettel in Medikamenten verunsichern PatientInnen

Zahnschmerzen! Der Zahnarzt hat zu, die Apotheke hat noch auf. Ein Ein-Wirkstoff-Präparat soll es sein, gut verträglich und hochwirksam. Ich erhalte ein Mittel mit dem Wirkstoff Ibuprofen. Zehn Pillen für 4 Mark 25.

„Gute Besserung“ wünscht der Beipackzettel. Aber dann kommt's: Bei Gegnanzeigen und Nebenwirkungen listet er auf: Neben Magen-Darm-Beschwerden, wie Übelkeit, Durchfall ist mit geringfügigen Magen-Darm-Blutverlusten „häufig rechnen“, bis zur Blurarmut „in Ausnahmefällen. „In seltenen Fällen“ können Hautausschläge, Asthmaanfälle und Blutdruckabfall auftreten. Oder gar: Gesichtsödem, Zungenschwellung, innere Kehlkopfschwellung mit Einengung der Luftwege, Herzjagen bis hin zum bedrohlichen Schock. „Gelegentlich“ wurden auch Kopfschmerzen, Schwindel, Schlaflosigkeit beobachtet. „Selten“ ist das Risiko eines schweren Leberschadens.

Für den Bremer Internisten Dr. Hermann Schulte-Sasse sind diese Horrorfakten allerdings wenig aufregend. Für ihn bedeuten die Hinweise auf dem Beipackzettel eher juristische Rückversicherungen der Hersteller. Er selbst hält Iboprofen für ein wirkungsvolles Präparat, dessen meist-beschriebene Nebenwirkungen „absolut selten“ vorkommen. Für ihn liegt das Problem eher in der Verunsicherung der Patienten. Was heißt „gelegentlich“, „selten“ oder „häufig“ genau? Sein Vorschlag: Das Arzeimittelgesetz sollte eine Sortierung nach Häufigkeiten enthalten. Dazu müßte es geändert werden.

Die Pharmakologin Sigrid Müller weist darauf hin, daß Iboprofen bis vor kurzem noch verschreibungspflichtig war. Für sie fehlt ein unverzichtbarer Hinweis auf allen Waschzetteln. „Jede chemische Substanz schafft ein Ungleichgewicht im Körper. Das ist in keiner Weise vorhersagbar.“ Darum rät sie, das Risiko-Nutzen-Verhälnis ganz individuell zu prüfen. In der Schmerz-Verzweiflung müsse jede/r die Hemmschwelle selbst setzen. Die Statistik bleibt für Frau Müller bloßes Zahlenwerk. „Wenn das Risiko 1 zu einer Million ist, dann kann es mich trotzdem treffen.“

Schmerzen sind für sie genauso wie für den Psychologe Werner Kaiser vom Gesundheitladen Signale des Körpers, in den es hineinzuhören gilt. „Vielleicht habe ich auch Kummer und Sorgen, und im Ernstfall gibt es statt Iboprofen auch den Zahnärztlichen Notfalldienst.“ Jürgen Francke

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