: Sterben von DT64 nur verlangsamt?
■ DT64-Freunde warnen davor, daß der Mitteldeutsche Rundfunk nur eine »Galgenfrist« gewährt
Berlin/Potsdam/Dresden. Aus der Zwischenlösung für den Jugendsender DT64 — dem »Parken« des Senders unter dem Dach des Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) — darf »keine Galgenfrist« werden. Ziel sei die Weiterführung des Jugendradios im gesamten bisherigen Sendegebiet mit der Möglichkeit der Ausweitung auf die alten Länder, sagte der Abgeordnete der Fraktion Bündnis 90 im sächsischen Landtag, Karl-Heinz Gerstenberger, gestern in Dresden.
Auch DT64-FreundInnen in Berlin und Dresden warnten davor, daß es unter dem Dach des MDR lediglich zu einem langsameren Sterben des Jugendradios kommen könnte. Möglicherweise wollten die Rundfunkleute des MDR (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) DT64 nur so lange weiternutzen, bis ein eigenes Jugendprogramm auf die Beine gestellt sei. Weil sich viele DT64-Radioleute bereits nach anderen Arbeitsplätzen umgesehen hätten, würden MDR-Mitarbeiter diese ersetzen, den Charakter des Programms verändern und es »entpolitisieren«. Außerdem sei fatal, daß DT64 dann ab 1. Januar in Berlin und Brandenburg nicht mehr zu empfangen sei, erklärten Mitglieder der Mahnwache vor dem Ostberliner Fernsehturm. Sie harren dort seit dem 7. Dezember rund um die Uhr aus und wollen bis Silvester bleiben. Möglicherweise solle mit der Zwischenlösung dem Protest der Jugendlichen (80 Initiativen, Unterschriftenliste mit 260.000 Namen) die Spitze genommen werden. Erst werde in Berlin und Brandenburg abgeschaltet und dann, »abgestuft«, später auch in Sachsen.
Laut Auskunft des Hörfunkdirektors des Potsdamer Ostdeutschen Rundfunks (ODR), will man ab 1. Januar zusammen mit dem Programm Radio 4U des SFB einen neuen Berlin-Brandenburger Jugendkanal etablieren. Dazu sollten östlicherseits bis zu zehn Leute von DT64 beitragen.
Das Netzwerk der DT64-Inis befürchtet auch diesmal, daß aus Dresden nur »unverbindliche Absichtserklärungen« kommen. Die Zwischenlösung unter alleiniger Trägerschaft des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) sei so nicht akzeptabel, sagte Achim Weber vom Freundeskreis Dresden. In Dresden sammle man weiter Geld für eine Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe: »Wir berufen uns auf den Einigungsvertrag, nach dem die kulturelle Substanz in Ostdeutschland keinen Schaden nehmen darf.« kotte/taz
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