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Boris Becker schickte einen roten Mercedes

■ In Belgrad wurde die Hochzeit des Jahrzehnts gefeiert

Belgrad (ap) — Die Szene glich einem Tanz auf dem Vulkan: Wie in schönsten Friedenszeiten schlürften nur 150 Kilometer von den Schützengräben und zerschossenen Dörfern Kroatiens entfernt Belgrads Reiche und Schöne Champagner und tanzten. Der Anlaß war die „Hochzeit des Jahrzehnts“ in der jugoslawischen Metropole zwischen dem bestem Tennisspieler und der beliebtesten Sängerin Serbiens. Slobodan Zivojinovic, 1986 Halbfinalist in Wimbledon, und „die schöne Brena“ wurden von der Presse zwar milde gerügt, ihre aufwendige Hochzeit ungeachtet des Blutvergießens an der Front zu feiern. Die Braut (Spezialität: Schlagerversionen von Volksliedern) trug ein Kleid von Christian Dior, der Bräutigam einen Smoking von Cerutti. Alle Medien waren vertreten. Ion Tiriac, Manager für viele Tennisstars, kam eigens zu dem Ereignis angeflogen. Boris Becker schickte als Geschenk einen Mercedes. Selbst UNO-Sonderbotschafter Cyrus Vance nahm kurz an der Fete teil. Die Hochzeit ist symptomatisch für die Kriegspsychose, die die Gesellschaft im auseinanderfallenden Jugoslawien ergriffen hat. Eine Mentalität des „Feste feiern, wie sie fallen“ verbreitet sich angesichts des ewigen Geredes vom Krieg und Angst.

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