: Ante Markovic wirft endlich das Handtuch
Belgrad (dpa/taz) — Ante Markovic, der jugoslawische Premier und unermüdliche Verfechter einer demokratisch erneuerten Föderation, ist gestern zurückgetreten. Er wollte den jugoslawischen Budgetentwurf für 1992 nicht mittragen, der unbestätigten Berichten zufolge zwischen 85 und 90 Prozent der Mittel für die Bundesarmee vorsah. Markovic, in dem serbisch beherrschten Kabinett längst auf verlorenem Posten, hatte seit 1989 sein Mandat zweimal selbst verlängert. Das Parlament in Belgrad hatte ihm mehrfach Verrat an der Sache Jugoslawiens vorgeworfen, es aber mit Rücksicht auf die EG unterlassen, ihn abzusetzen.
Nach dem formellen Anerkennungsbeschluß des Bonner Kabinetts vom Donnerstag wird Bundespräsident von Weizsäcker den Präsidenten Sloweniens und Kroatiens noch vor Weihnachten die formelle Anerkennung ihrer Staaten aussprechen. Das Präsidium der Republik Bosnien-Herzegowina beschloß am Freitag in Sarajevo, die von der Europäischen Gemeinschaft in Aussicht gestellte völkerrechtliche Anerkennung bis spätestens 15. Januar zu beantragen. Bosnien will aber die EG weiter um Hilfe bei der Bildung einer Gemeinschaft ehemaliger jugoslawischer Republiken bitten. Auch Mazedonien hatte am Vorabend die Anerkennung beantragt.
Das offizielle Belgrad hielt auch weiterhin an seinem Vorhaben fest, die Grenzen für einreisende deutsche Lastwagen, Linienflüge und Binnenschiffe ab Freitag, 24 Uhr, zu sperren. Für die Ausreise von Nachzüglern wurde eine Frist bis Samstag, 24 Uhr, gesetzt. In Belgrad wurde erneut darauf hingewiesen, daß deutsche Autobusse aus „humanitären Gründen“ vorerst bis 20. Januar von dieser Grenzsperrung ausgenommen seien, um den Gastarbeitern die Heimreise während der Weihnachtsferien zu ermöglichen.
In Kroatien wurden unterdessen die Kämpfe fortgesetzt. Übereinstimmend berichteten Belgrad und Zagreb von schweren Gefechten im Dreieck der Ortschaften Novska-Pakrac-Nova Gradiska entlang der Autobahn zwischen Belgrad und Zagreb.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen