INTERVIEW
: Lubitsch-Pieck-Lubitsch

■ Taz-Umfrageaktion, Teil 6: Erika Gregor (»Freunde der deutschen Kinemathek«, Arsenal-Verleih)

taz: Frau Gregor, was halten Sie von der Idee, aus der Wilhelm-Pieck-Straße eine Ernst-Lubitsch-Straße zu machen?

Erika Gregor: Ich bin geradezu begeistert von der Idee, eine Straße Ernst Lubitsch zu widmen.

Sie hätten also nichts dagegen, wenn ein weiterer Straßenname, der an die DDR erinnert, in der Versenkung verschwinden würde?

Nein, in diesem Falle eigentlich nicht. Ich bin ohnehin der Meinung, daß eine Straße, die nach einem Regisseur, einem Schauspieler, Schriftsteller oder anderen Künstler benannt ist, grundsätzlich besser benannt ist als Straßen, die Politikernamen tragen. Darum bin ich unbedingt dafür, Pieck in Lubitsch umzutauschen.

Wie begründen Sie Ihre Ansicht in diesem speziellen Fall?

Na ja, es wird doch wohl unbestritten sein, daß Lubitsch ein bedeutenderer Deutscher war als Pieck. Außerdem hat er bestimmt mehr Leuten Freude gebracht als der Politiker Pieck. Und das ist doch ein Grund, nicht?

Ich bin allerdings nicht grundsätzlich dafür, daß diese alten »Namen der DDR« aus den Straßenplänen verschwinden — ganz im Gegenteil: eine Konrad-Wolf-Straße müßte unbedingt erhalten bleiben.

Zurück zu Lubitsch — was beeindruckt Sie so sehr an dem Regisseur?

Oh je — wo soll ich da anfangen? Ich liebe seinen Witz, seine Ironie, auch die Eleganz und... na ja, einfach das Berlinerische an ihm. Und dann hat er die Fähigkeit, auch schrecklichen Dingen etwas Komisches abzugewinnen. Und das ist ja gerade so wichtig. Ich glaube, erst wenn man auch über solche Dinge lacht, kann man überleben.

Aber wenn man jetzt aus der Wilhelm-Pieck- Straße tatsächlich eine Lubitsch-Allee machen würde, müßte auf jeden Fall eine Seitenstraße nach Billy Wilder und eine andere nach Ludwig Berger benannt werden. Dann sind wir erst auf dem richtigen Weg. Interview: Petra Brändle