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Spezial-FBI gegen Hools

■ „Informationsstelle Sporteinsätze“: Statt Fanprojekte zu fördern, wird der Hooligan zentral beäugt

Hamburg (taz) — Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte ist aufs heftigste erbost. Grund des Ärgers: Anfang der Woche wurde in Düsseldorf die „Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze“ (ZIS) beim Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen eingeweiht. Diese Institution soll ab sofort die Polizeibehörden der Bundesrepublik systematisch mit allen Informationen versorgen, die zur Beurteilung der Sicherheitsaspekte bei Fußballspielen benötigt werden. Kurz gesagt: Die ZIS ist eine Art Spezial- FBI gegen Hooligans, eine Institution, die der CDU-Opposition im Düsseldorfer Landtag längst nicht weit genug geht. Zur Eröffnung der ZIS klagte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Schnoor: „Es ist leider nicht die schöne Seite des Sports, die uns heute zusammenführt.“ Doch die Einrichtung sei nötig, weil sich die gewalttätigen Ausschreitungen von Fußballfans immer mehr von den Stadien weg auf Innenstädte und Reisewege verlagern.

Allein 39 Beamte des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen sind ganzjährig damit beschäftigt, mildernden Einfluß auf die Hooligan-Szene zu nehmen — und doch können auch sie nicht verhindern, daß es zu Randale kommt. Die Einrichtung selbst ist in Kreisen moderner Polizeiarbeit unstrittig, doch immerhin wünscht sich Günter Bahr von der Führungsakademie der Polizei in Münster seit längerem, neben der „bedauerlicherweise meist nur repressiven Funktion der Polizei“ auch sozialarbeiterischen Aspekten mehr Beachtung zu schenken: „Am Geld darf dies nicht scheitern.“

Und genau da hapert es: In Nordrhein-Westfalen, dem „Sportland Nummer eins“ hierzulande, weil, so Innenminister Schnoor mit Stolz in der Stimme, neun der zwanzig Bundesliga-Vereine aus diesem Bundesland kommen, sind drei Stellen in Fanprojekten besetzt, eine gar hauptamtlich, bezahlt von freien Trägern und in erster Linie zuständig für die Fans von Borussia Dortmund. Und: in allen zehn alten Bundesländern gibt es 25 Sozialarbeiter in zehn Fanprojekten — bezahlt zumeist durch die Kommunen. Die Bundesligavereine selbst haben bislang nicht anerkannt, daß Hooliganismus — der harte Kern umfaßt bundesweit etwa 2.500 Menschen, das Umfeld wesentlich mehr — etwas mit ihnen zu tun haben könnte: Lediglich der Zweitligist FC St. Pauli wird vom Herbst seinen Fanprojektmitarbeiter aus eigener Kasse finanzieren.

Die BAG kritisiert nun, daß mit der Einrichtung der ZIS „Fans nur als Problem“ gesehen werden. „In den 70ern waren Jugendliche noch Hoffnungsträger, in den neunziger Jahren sind sie zum Sicherheitsrisiko geworden“, stellt Thomas Schneider, ein Sprecher der BAG, nüchtern fest. Für ihn wird das Pferd von der falschen Seite aufgezäunt: Mehr Jugendanwälte, weniger Sicherheitsbeauftragte würden gebraucht, also Leute, die die Jugendlichen mit ihren Lebenswelten ernstnehmen und nicht „einseitig alles zubetonieren“, die „Stammkunden der Vereine, die die jugendlichen Hools meist sind, zu Desperados machen“.

Die Einschätzung, daß Hooliganismus vornehmlich mit den Mitteln und der Logik der ZIS — dem auf Länderebene „Landesinformationsstellen Sporteinsätze“ zugeordnet sind und die als bundesdeutsche Zentrale einer europaweiten Zusammenarbeit fungieren soll — zu begegnen, hält die BAG für „völlig verfehlt“: Das seien Praktiken, die aus der „Perspektive der Haupttribüne“ erdacht worden sind. Fatal auch womöglich die Konsequenzen: Nach einem kürzlich auszugsweise veröffentlichen Bericht des Siegener Professors Zinnecker, Verfasser der Shell-Jugendstudie, genießen Fußballfans in der Szene hohes Prestige. Die BAG fürchtet nun „die Symbolkraft der ZIS“, wenn die Jugendlichen realisieren, daß sie im Visier der Polizei sein können, „wenn sie mal ausrasten“. Jan Feddersen

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