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Werbung für den Martinshof?

■ Betr.: Fotoreportage „Alltag im Martinshof“ — taz Bremen vom 25.1.92

Die 'Fotoreportage– über die Werkstatt Bremen hat uns sehr enttäuscht und empört. Der Artikel liest sich wie eine (schlechte) Werbeanzeige für den Martinshof, auch die Fotos erinnern eher an Bilder der 'Aktion Sorgenkind– als an einen kritischen Bericht — Ihr habt kein Klischee ausgelassen.

Anscheinend sind gar keine MitarbeiterInnen der Werkstatt Bremen über ihre Einschätzung der Situation befragt worden, zumindest sagt der Text nichts davon. Insgesammt empfinden wir die Darstellung als reichlich undifferenziert und unreflektiert. So erweckt der Kasten „Werkstatt Bremen in Zahlen“ den Eindruck, als handele es sich bei dem bestehenden Lohnsystem um eine bejubelnswerte Regelung. Unerwähnt bleibt die Frage, ob erwachsene Menschen, die 36,5 Stunden pro Woche arbeiten, nicht vielleicht mehr Geld zur eigenen Verfügung haben sollten als 110,-DM Basislohn + maximal 236,-DM Zuschlag.

Am gravierendsten scheint uns aber die Darstellung der Vorteile, die Daimler aus der Vergabe von Aufträgen an den Martinshof zieht. Seid Ihr, wenn es um Behinderte geht, zu Daimler-Fans mutiert? Wo bleibt die Frage nach der Auflösung des Ghettos Martinshofs? Wäre es nicht die Beste — wenn auch für Daimler nicht die billigste — Lösung, Behinderte in den 'normalen– Arbeitsalltag zu integrieren (begleitete Arbeit)?

Christine Küthmann,

Anke Freihold,

Gordon Zustroß

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