INTERVIEW: Hanna Laurien: »Mal ein Fläschchen Wein zu zweit«
■ Legalisierungsdebatte: Parlamentspräsidentin Hanna-Renate Laurien (CDU) zum Alkohol- und Haschisch-Konsum
taz: Frau Laurien, schnuppern Sie gern Weihrauch?
Hanna-Renate Laurien: Nicht so wahnsinnig gern. In den Kirchen, die ich besuche, wird er nicht so verwendet, daß er die Gläubigen betäubt.
Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, die besagen, daß im Grundstoff des Weihrauchs der Cannabiswirkstoff THC enthalten sei.
Das ist bekannt, aber seit dem Konzil ist es so, daß das Zerstäuben von Weihrauch ein kleines Zeichen der Verehrung ist, aber kein Schnupperangebot an die Gläubigen.
Aber der Pfarrer nebelt sich mit Weihrauch- Wolken ein?
Nein. In den Kirchen, die ich in Berlin kenne, und das sind immerhin einige, wird der Weihrauch sparsam verwendet. Eine Gefahr des Rausches besteht nicht.
Zu welchen Rauschmitteln fühlen Sie sich denn hingezogen?
Eigentlich zu keinen. Ich trinke zwar gern mal einen Schluck Wein, aber das ist keine Droge.
Wieviel trinken Sie so?
Das kommt ganz auf den Anlaß an.
Also mal ein Fläschen allein oder zu zweit?
Mal ein Gläschen allein oder ein Fläschchen zu zweit und mal nichts. Das verteilt sich dann so über das Leben. Jetzt ist Fastenzeit, da habe ich sämtlichen Alkohol gestrichen.
Das Lübecker Landgericht ist der Auffassung, daß Alkohol gesundheitlich viel gefährlicher als Haschisch ist.
Das ist fachlich umstritten. Außerdem ist der Weingenuß auch ein kulturelles Zeichen.
Das reklamieren die zwei bis vier Millionen Menschen, die in der Bundesrepublik Haschisch rauchen, für sich auch.
Ich kann den Weingenuß derart dosieren, daß keineswegs die Gefahr eines Rausches besteht. Bei Hasch und den harten Drogen ist es hingegen unvermeidbar, abhängig zu werden.
Daß man von Haschisch körperlich abhängig wird, ist falsch. Vielleicht sollten Sie mal die Gutachten des Lübecker Gerichts lesen.
Es gibt verschiedene Meinungen dazu, aber fast immer ist Hasch eine Einstiegsdroge. Das ist bei sehr viele Menschen der Fall, die bei Synanon sind.
Die Einstiegsdroge ist nicht Haschisch, sondern Alkohol.
Da kontere ich mal ganz scharf. Unter denen, die in Rheinland-Pfalz 100 Jahre wurden, war der Anteil derjenigen überwältigend, die einen maßvollen, aber regelmäßigen Weingenuß hatten.
Die Heiligen in Indien, die ihr Leben lang Haschisch rauchen, werden ebenfalls steinalt.
Ich distanziere mich davon, Hasch als ein kulturelles Genußmittel zu bezeichnen. Mir ist die Gefahr des Umstiegs zu groß, um die Droge hier öffentlich anzupreisen. Mit meinem früheren Chef Bernhard Vogel sage ich: Wir fördern den Weinbau und bekämpfen den Alkoholismus. Interview: Plutonia Plarre
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