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Die Unentschlossenen werden Zünglein an der Waage sein

■ Laut Umfragen werden die bis in letzter Minute unentschiedenen Wähler über den Fortbestand von Staatspräsident de Klerks Reformprojekt bestimmen

„Unterstützen Sie die Fortsetzung des Reformprozesses, den der Staatspräsident am 2. Februar 1990 begann und dessen Ziel eine neue, aus Verhandlungen hervorgegangene Verfassung ist?“ Das ist die Frage, die 3,2 Millionen weiße Wähler in Südafrika heute mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten müssen. Umfragen in den letzten zwei Wochen haben einen Sieg der „Ja“-Stimmen vorausgesagt, wobei die Zahl der Reformbefürworter zwischen etwa 52 und 60 Prozent lag. Allerdings stellten genau diese Umfragen auch eine große Gruppe unentschiedener Wähler fest. Sie lag bei etwa 30 Prozent. Es sind diese Unentschlossenen, die mit ihrer Entscheidung in letzter Minute über den Ausgang des Referendums letztendlich bestimmen werden.

Das Referendum hat die südafrikanische Politik in zwei Lager geteilt. Auf der Seite der Reformen arbeiten die regierende Nationale Partei (NP) und die liberale Demokratische Partei (DP) zum ersten Mal zusammen. Ihre Position wird stillschweigend vom Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) unterstützt. Unter den Gegnern der Reformen hat sich die ultrarechte Konservative Partei (CP) erstmals formal mit außerparlamentarischen Gruppen wie der neonazistischen „Afrikaaner Widerstandsbewegung“ (AWB) zusammengetan.

Südafrikas mehr als 30 Millionen Schwarze dürfen an dieser Abstimmung nicht teilnehmen, obwohl selbstverständlich auch ihre Zukunft auf dem Spiel steht. Und das Referendum hat viele Prozesse im Lande so gut wie lahmgelegt. So stocken die Mehrparteienverhandlungen im „Konvent für ein demokratisches Südafrika“ (Codesa). Und auch die Wirtschaft wartet auf ein Ergebnis, bevor über millionenschwere Geschäfte entschieden wird.

Wichtig für das Ergebnis ist die geografische Verteilung der weißen Wähler in Südafrika. Die Weißen auf dem Land sind zum allergrößten Teil Sympathisanten der CP, während in den Städten die liberaleren Wähler in der Mehrheit sind. Dabei wohnen mehr als zwei Drittel aller Weißen in städtischen Gebieten. Allerdings hat die CP hier in letzter Zeit erheblich an Unterstüztung gewonnen. Ausschlaggebend für die Wahl wird sein, wie die CP in den Städten tatsächlich zulegen kann. Etwa 1.400 Wahllokale im ganzen Land werden ab 7 Uhr in der Früh für die Wählerinnen und Wähler geöffnet sein.

Seit Tagen bilden sich lange Schlangen vor den Büros des Innenministeriums, wo viele versuchen, noch in letzter Minute die notwendigen Dokumente zu erhalten. In den Wahllokalen werden die Hände der Wähler mit einer nur in ultraviolettem Licht sichtbaren Substanz markiert, um eine Mehrfachabstimmung zu verhindern.

Südafrika ist in 15 Wahlregionen aufgeteilt worden. Wahlurnen werden in regionalen Zähllokalen gesammelt, dann gemeinsam gezählt. Die größte Region ist Pretoria — mit 560.896 Wählern, danach Johannesburg mit 492.217 Wählern und Kapstadt mit 471.705 Wählern. Die kleinste Region ist Beaufort West in der Karoo-Halbwüste mit nur 36.809 Wählern. Nach Schließung der Wahllokale um 21 Uhr werden die Wahlurnen in den 15 regionalen Zähllokalen gesammelt. Dabei sollen die Urnen von Vertretern der verschiedenen Parteien begleitet werden, um Manipulationen zu verhindern.

Die Auszählung beginnt erst am nächsten Morgen. Die regionalen Ergebnisse werden im Parlament in Kapstadt gesammelt und angekündigt. Ein endgültiges Ergebnis wird am Mittwoch gegen Mittag erwartet.

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