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Isola hat den Landesvorsitz

■ SPD machte es in zwei Wahlgängen spannend: 98 für Isola, 83 für Kunick

Ein Gutes hatte es ja, daß der Parteitag lieber Horst als Vorsitzenden haben wollte: So mußte sich Konrad jedenfalls nicht vom lieben Klaus die Hand schütteln lassen.Foto: Christoph Holzapfel

Horst Isola ist neuer Landesvorsitzender der Bremer SPD. Auf dem Landesparteitag am Samstag im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus in Vegesack wählten 98 von 186 Delegierte den 52jährigen Rechtspfleger und Amtsanwalt zum neuen Parteichef. Der ehemalige Hafen- und Bausenator Konrad Kunick (51) erhielt 83 Stimmen, fünf Delegierte enthielten sich. Für die Wahl des Parteivorsitzenden waren zwei Wahlgänge nötig, weil keiner der beiden Kandidaten die im ersten Wahlgang nötige absolute Mehrheit (105 Stimmen von 209 Delegierten) erhielt. „Wie bei den Grünen“, kommentierte ein sichtlich entspannter Klaus Wedemeier nach der Wahl die Tatsache, daß einige Delegierte im ersten Wahlgang Kunick, im zweiten dann aber Isola gewählt hatten.

Schwerpunkte in der Diskussion um die Wahl zum neuen Vorsitzenden waren die Fragen nach der Parteierneuerung und dem Verhältnis der Kandidaten Isola und Kunick zur Ampel-Koalition. Der stellvertretende Vorsitzende des UnterbezirksOst, Wolfgang Grotheer, äußerte an Kunicks Adresse Bedenken, „ob Du glaubwürdig für die Koalition eintreten wirst“. Die aus dem Landesvorstand ausgeschiedene Renate Meyer-Braun erklärte: „Ich werde Dich nicht wählen, denn Du bist nach der Wahl eingetreten für die Große Koalition.“ Zu sauer war den Delegierten Kunicks Auftreten im letzten De

hier bitte die drei

Männer auf Parteitag

zember aufgestoßen, als er den Rücktritt von Regierungschef Klaus Wedemeier und Verhandlungen über eine Koalition mit der CDU gefordert hatte.

Problematisch schätzten die Delegierten auch Kunicks Parteivorsitz in den Jahren 1978 bis 1986 an. „Was ist das für eine Erneuerung, wenn wir einen Vorsitzenden wählen, der dieses Amt schon vor 14 Jahren ausgeübt hat“, fragte Christoph Butterwegge in die Runde der Delegierten und ging noch weiter: „Konrad, ich glaube nicht, daß Du für die Dinge stehst, die Du selbst hier genannt hast.“

Genannt hatte Kunick „die Verankerung der Arbeiterschaft in der Partei als wichtigsten Punkt“. Der Ex-Senator, der Mitglied der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen ist, erklärte, „daß wir als Sozialdemokraten wieder in den Gewerkschaften Plätze einnehmen müssen“. Zum Thema Ausländerfeindlichkeit sagte Kunick dann: „Was sind das für Gesetze, daß unsere Polizei immer noch Faschisten schützt“, Anläßlich einer rechtsradikalen Demonstration in Dresden hätten Neonazis unter Polizeischutz ungehindert

demonstrieren können. „Warum hast Du das nicht gesagt, als Bremer Polizisten gegen Schönhuber-Demonstranten vorgingen“, hielt ihm Butterwegge daraufhin vor.

Die Anhänger von Konrad Kunick zeigten sich in der Diskussion bedeckter. Heinz Wenke aus Bremerhaven war einer der wenigen, die sich offen gegen Isola aussprachen. „Warum ist denn das, was Du willst, nicht schon längst passiert? Schließlich bist Du doch seit zwei Jahren stellvertretender Vorsitzender“, wandte er sich gegen den Kandidaten. Außerdem wollte er wissen, warum Isola mit seiner Kritik an der Partei so lange hinter dem Berg gehalten habe.

In seiner Replik erklärte Isola, daß es ein Fehler gewesen sei, mit der fälligen Kritik gewartet zu haben. „Ist es richtig, wenn Du jetzt den Spitzenkandidaten angreifst?“, habe er sich vor der Wahl gefragt, und „diese Haltung ist falsch gewesen.“ Zuvor hatte Isola mit der Wahl des Vorsitzenden ein „Ende der Personaldebatte“ gefordert, damit „die Partei endlich wieder handlungsfähig“ werden könne.

Isolas stellvertretender Landesvorsitzender wurde Harald Stelljes aus Bremerhaven. Konrad Kunick, der nach seiner Niederlage angekündigt hatte, daß er 1994 für seine Partei in den Bundestag möchte, wurde schließlich als Beisitzer in den insgesamt 17köpfigen Vorstand gewählt. Markus Daschner

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