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Mietvertrag — nur wenn Mieter saniert

■ Wohnungsbaugesellschaft Prenzlauer Berg bietet einzugswilligen Mietern Knebel-Ausbauverträge an/ Gegenleistung: Mietminderung für nur ein bis zwei Jahre

Prenzlauer Berg. Herbe Vertragsbedingungen diktiert die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft WIP in Prenzlauer Berg einzugswilligen Mietern: Sie wälzt die Instandsetzung selbst erheblicher baulicher Mängel auf Wohnungssuchende ab. Dafür dürfen die zwar weniger Miete zahlen — dies aber nur ein bis zwei Jahre lang.

Einem Westberliner Studenten bot die WIP eine solchen Ausbauvertrag für eine Wohnung in Prenzlauer Berg an. Die Vereinbarung zum Mietvertrag, die der Mann abschließen sollte, ließ ihm jedoch die Augen übergehen: Sämtliche Wohnungsmängel sollten während einer Besichtigung aufgelistet werden — bis hin zu fauligen Balkenköpfen unter den Dielen. All diese Mängel muß der Mieter auf eigene Kosten und unter Hinzuziehung von Fachfirmen innerhalb einer bestimmten Frist beseitigen. Während dieser Zeit kann die WIP die Wohnung immer mal wieder besichtigen, um den Baufortschritt zu begutachten.

Die Baukosten bei der fraglichen Wohnung schätzte der Student auf 30.000 Mark. Dabei sollte er sogar ein Gutachten zur Feststellung von Feuchtigkeitsschäden an den Balkenköpfen bezahlen. Dafür sollte ihm zwar die Grundmiete erlassen werden, das aber nur für ein einziges Jahr. Die Betriebskosten hätte der potentielle Mieter weiter zahlen sollen. Dies lehnte er dankend ab.

Für den Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Prenzlauer Berg, Klaus-Dieter Friedland, dienen solche Ausbauverträge der Leerstandsbeseitigung. Geld zur Instandsetzung könne man den potentiellen Mietern nicht zuschießen, denn man habe keines. Normalerweise biete man dafür zwei Jahre lang eine Mietreduzierung an, »aber keine Nullmiete«, so Friedland. Länger sei dies nicht möglich, denn sonst bekomme man Probleme mit Rückerstattungsansprüchen möglicher Alteigentümer. Daß der Mieter solche Investitionen nicht in zwei Jahren abwohnen könne, wisse man, so Friedmann. »Aber wir haben schon einige solche Verträge unterschrieben, also gibt es eine Nachfrage danach.« Andere Wohnungsbaugesellschaften praktizierten so etwas seines Wissens nicht.

Weniger schön findet der Berliner Mieterverein diese Ausbauverträge. Die Investitionen des Mieters stünden in keinem Verhältnis zu dem, was er an Miete spare, sagte Geschäftsführer Reiner Wild. Zudem seien viele rechtliche Probleme ungeklärt geblieben, so etwa, was passiere, wenn der Mieter vorzeitig ausziehe. esch

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