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21 Atommüllfässer: Kripo ermittelt

■ Umweltpolizei verdächtigt Bundesamt, Kernbrennstoffe illegal zu lagern/ Umweltsenator sucht Zwischenlager/ 10 Fässer kommen nach Karlsruhe

Berlin. Die Kriminalpolizei ermittelt gegen das Bundesamt für Materialforschung (BAM). Möglicherweise verstoße die Bundesbehörde in Steglitz mit der Lagerung von 21 Fässern, die mit 500 Gramm schwachradioaktivem Uran und neun Gramm hochradioaktivem Plutonium gefüllt sein sollen, gegen das Strafgesetz, erläuterte der Chef der Umweltkripo, Hans-Jörg Richter, der taz. Der Verantwortliche müsse mit einer Höchststrafe von bis zu drei Jahren Freiheitsentzug rechnen.

Beamte der Umweltpolizei waren bereits am Mittwoch, nachdem ein Abgeordneter der Fraktion Bündnis 90/Grüne die Lagerung der Fässer bekannt gemacht hatte, in dem Bundesamt gewesen, um Papiere einzusehen sowie die radioaktive Belastung zu messen. In der Senatsumweltverwaltung ließ die Polizei sich die Genehmigungsunterlagen zeigen. Von den Fässern gehe keine Gefahr aus, bestätigte Umweltkripo- Chef Richter, die Unterlagen seien aber noch nicht ausgewertet.

In der Senatsverwaltung besteht der Verdacht, daß das Bundesamt mehr Kernbrennstoffe lagere, als genehmigt worden sei, sagte die Sprecherin des Umweltsenators, Cornelia Poczka. Umweltsenator Volker Hassemer (CDU) hat dem Amt in der Straße Unter den Eichen inzwischen eine Frist zur Stellungnahme gestellt, die gestern Nacht um 24 Uhr verstrich. Sollte das BAM den Senator nicht zufriedenstellen, muß es mit dem Entzug der »Umgangsgenehmigung« rechnen. Die Genehmigung erlaubt der Bundesbehörde die Untersuchung von Kernbrennstoffen, sowie deren Aufbewahrung. Faktisch sei diese Erlaubnis zur Zeit außer Kraft gesetzt, meinte Poczka, denn seit gestern kontrolliere ein unabhängiger Sachverständiger die Sicherheitsvorkehrungen. Solange könne das BAM keine Untersuchungen an radioaktivem Material durchführen.

Von den Atommüllfässern gehe keine Gefahr aus, versicherte auch Hassemer. 20 Blechtonnen, die unter anderem die neun Gramm Plutonium enthalten, strahlten mit 25 Mikro- Sievert, ein in einem Tresorraum untergebrachter 200-Liter-Behälter strahle mit 100 Mikro-Sievert. Der Umweltsenator läßt derzeit prüfen, ob seine Verwaltung von der Bundesbehörde über die Fässer, die zum Teil seit 1986 entsorgt werden sollten, korrekt informiert worden ist.

Rudolf Neider, Mitarbeiter des BAM, bestand darauf, daß zwar nicht die Lagerung, aber die »Aufbewahrung« der Fässer genehmigt sei. »Welcher Unterschied zwischen beiden Wörtern besteht, dazu dürfen sie mich nicht fragen«, sagte Neider weiter. Nach Ansicht des Chefs der Umweltkripo dürften die Fässer zwar zur Abholung »aufbewahrt« werden, Richter bezweifelte aber, daß das Abtransportieren mehrere Jahre dauern dürfe.

10 Fässer sollen in den kommenden drei Wochen in Karlsruhe entsorgt werden. Die restlichen sollen später abtransportiert werden, ihre radioaktive Asche soll in drei Fässern nach Berlin zurückkommen. Umweltsenator Hassemer sucht dafür ein Zwischenlager. Weil ein Lagerengpaß bestehe, müsse die BAM möglicherweise ein Zwischenlager bauen, sagte Poczka. Dirk Wildt

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