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Mißtöne von der Waldbühne

■ »Concert Concept« wird bis 1995 Generalveranstalter der Waldbühne sein/ Mitbewerber »Downtown« erwägt Klage/ Konditionen auf Schwenkow zugeschnitten/ SPD kritisiert »CoCo«-Monopol

Berlin. Dem Berliner Konzertveranstalter Nummer eins, Peter Schwenkow, ist für die nächsten drei Jahre eine Einnahmequelle wieder sicher. Sportsenator Jürgen Klemann (CDU) hat Schwenkow beziehungsweise dessen Firma »Concert Concept« verantwortlich für das Programm der Waldbühne ernannt. Bis 1995 sind unter »CoCos« Federführung jährlich maximal achtzehn Musik- und zwölf Kinoveranstaltungen vorgesehen.

Ein Drittel davon muß Schwenkow jedoch im Rahmen eines Kooperationsvertrages mit anderen in Berlin ansässigen Veranstaltern durchführen. Mit dieser Auflage berücksichtigt die Sportverwaltung eine einstweilige Verfügung des Landgerichts.

Dieses ist von einem Mitbewerber Schwenkows, der »Downtown«- Konzertagentur, angerufen worden, weil sie sich in dem Bewerbungsverfahren benachteiligt sah. Im Februar hatte Klemann die »Vergabe der Waldbühne zur Durchführung von Musik- und Kinoveranstaltungen von 1993 bis 1995« ausgeschrieben. Zum Zuge kommen sollte, wer als eigenverantwortlicher Veranstalter erfolgreich unternommene Open- air-Großveranstaltungen und eine langjährige unternehmerische Tätigkeit als Konzertagentur mit Geschäftssitz in Berlin nachweisen konnte.

Diese Konditionen seien, so monierte nach der Ausschreibung der kulturpolitische Sprecher der SPD- Fraktion im Abgeordnetenhaus, Niko Sander, auf einen Anbieter zugeschnitten, auf Peter Schwenkow. Ihm werde auf diese Weise ein Monopol eingeräumt.

Zu der gleichen Einschätzung kam die Mitbewerberin Downtown und zog vor Gericht. Dieses stellte in einer einstweiligen Verfügung fest, daß die Konzertagentur Downtown eine gleichberechtigte Bewerberin sei. Sollte der Senat sich für einen Anbieter entscheiden, müsse er diese Entscheidung schriftlich begründen. Bei Downtown wartet man nun auf diese schriftliche Begründung. Wenn diese vorliegt, will die Agentur über die Einleitung eines Hauptsacheverfahrens entscheiden.

Völlig unzufrieden ist Norbert Döpp von Downtown mit dem von der Sportverwaltung angebotenen Kompromiß.

Die Möglichkeit, ein Drittel der Veranstaltungen in Kooperation mit CoCo durchzuführen, bezeichnet er schlicht als »Gummiregelung« die nicht praktikabel sei. Es sei weder festgelegt, wie diese Kooperation zu gestalten ist, noch, wer im Streitfall letztendlich das Sagen habe. Der Sportsenator hätte, so findet Döpp, zu einer klareren Aufteilung kommen müssen.

Dem Senat geht es bei der Vergabeentscheidung auch ums Geld, denn an den Einnahmen kassiert er kräftig mit. Zehn Prozent der Bruttoerlöse, mindestens jedoch 25.000 Mark bei Konzerten und 5.000 Mark bei Kinoabenden, fließen ins Stadtsäckel. Bei einem ausverkauften Konzert einer namhaften Gruppe kann das einen Obolus von bis zu 100.000 Mark bedeuten.

Bei soviel Geld ist für Niko Sander nicht einzusehen, warum der Senat nicht die Betreuung der Waldbühne in die eigenen Hände nimmt. Die Einsetzung eines Generalverantwortlichen, der entsprechend kassiert, ist auch für Dörr »einmalig in Deutschland«. Doch sind, so Sanders nüchterne Einschätzung, »bis 1995 durch Klemann Fakten geschaffen« worden.

Die SPD will dem Sportsenator nun zumindest die politische Verantwortung für die Waldbühne wegnehmen. In dessen Kompetenzbereich ist die Veranstaltungsstätte angesiedelt, weil sie zum Olympiaareal gehört. Jedoch haben dort seit Jahren keine Sportveranstaltungen stattgefunden.

Deshalb hält die SPD eine Betreuung durch den Kultursenator für angebrachter. Für die Sprecherin der Sportverwaltung, Sabine Puthz, ist das jedoch »nicht einfach«, da die gesamte Liegenschaft Bundesbesitz sei.

Bislang sei eine Verlagerung zur Kulturverwaltung in ihrem Hause kein Thema. Mit den Vorgängen an der Waldbühne will sich in der kommenden Woche der Kulturausschuß des Abgeordnetenhauses befassen. dr

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