: „Astoria“ verzögerte Konkurs
■ Seit Monaten warteten die Gläubiger und wurden mit dem Hinweis auch Beck&Co vertröstet
Noch hat die Bremer Staatsanwaltschaft im Fall Achim Grunert noch keine Akte angelegt. Das könnte sich nach dem gestern Abend erfolgten Konkursantrag der Astoria Veranstaltungsgesellschaft bald ändern: Im Februar hat der Grunert-Steuerberater Aust dem Anwalt Schotte, der auf ihr Geld wartende Handwerker vertritt, erklärt, die Banken würden zwar nichts mehr geben, mit der Brauerei Beck&Co gebe es aber Verhandlungen: Beck wolle eventuell 1 Million Mark insbesondere für die Handwerker nachschießen. Schotte glaubte an diese Verhandlungen und wartete. „Wir haben nicht verhandelt“, erklärte dagegen der zuständige Beck-Vertriebsleiter, Rolf Hausmann, gestern zur taz. „Astoria“ habe nur kurz angefragt und die klare Antwort erhalten, daß Beck nichts nachschießen will. Das bedeutet: Allerspätestens da wäre der Gang zum Konkursgericht fällig gewesen, zu dem ein Geschäftsführer drei Wochen nach eingetretener Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit gesetzlich verpflichtet ist.
Stattdessen gründete Grunert im Februar eine neue Astoria- GmbH, mit der aberr dann keine Geschäfte gemacht worden sein sollen. Gesellschafter der alten GmbH sind Grunert und „Natz“ Lindemann (Aladin). Stammkapital: schlanke 51.000 Mark.
Offensichtlich hat Grunert seit dem vergangenen Sommer Rechnungen nicht mehr bezahlen können. Ein Fotograf, der für die Hochglanzbroschüre Grunert abgelichtet hat, bekam sein Geld genauso wenig wie die Layouterin. Ein Umschüler, der die Beleuchtung im Eingangsbereich gebaut hat, wartet auf zweitausend Mark. „Ich könnte das sechs Meter lange Ding abbauen und bei mir über die Straße hängen“, sagte er zur taz.
Abgeholt wurde derweil immerhin die Kücheneinrichtung, für die einmal Luigi Caprarese (Al Papagallo) geworben worden war, und sogar die Eiswürfel-Maschine ist weg. Das Berufsbildungs-Institut der Angestelltenkammer (BBI), dessen „Design- Labor“ die Einrichtung konzipiert hat, wartet seit Monaten auf 50.000 Mark Honorar. Der Designer Udo Zembski, seit Jahren Geschäftspartner von Achim Grunert, wartet auf 80.000 Mark. Der Anwalt Schotte vertritt zwei Handwerksfirmen mit allein ca. 300.000 Mark. Der Vermieter, der Frankfurter Immobilien-Be
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sitzer Korn, wartet auf mehrere der gut 100.000 Mark teuren Monatsmieten. Beck&Co hat „zwischen 500.000 Mark und einer Millionen“, so Inlands-Vertriebsdirektor Rolf Hausmann, an Kredit gegeben, die die Brauerei wohl abschreiben kann. Zusammen dürften die Schulden des Astoria bei rund vier Million liegen.
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Der Anfang vom Ende des guten Konzeptes kündigte sich an, als im Herbst 1991 die Polizei kam und auf der Baustelle nach polnischen Schwarzarbeiterkolonnen suchte. Die Hüter des Gewerberechts wurden zwar in dem verwinkelten Gebäudekomplex nicht fündig und mußten unverrichteter Dinge wieder abziehen, polnische Arbeiter tauchten dann später aber nur noch mit teueren Sozialversicherungs-Ausweisen auf und mußten aus der „weißen“ Kasse bezahlt werden.
Da „Astoria“ gleichzeitig ohne Baugenehmigung baute, wurde der Ausbau zeitweilig gestoppt — die Eröffnung verzögerte sich
von Monat zu Monat, Konzertveranstaltungen mußten abgesagt werden und die Kosten stiegen in die Höhe. Daß dann auch noch der Konzertveranstalter Born als Gesellschafter ausstieg, weil ihm die Angelegenheit zu riskant wurde, hat schließlich dem Konzept — Disco und Konzertbetrieb — Abbruch getan.
Gestern abend ging am Konkurs kein Weg mehr vorbei. Um sich auf den Prozeß wg. betrügerischem Konkurs vorzubereiten — nur dann haftet Grunert persönlich — wollen Handwerker eine „Interessengemeinschaft der Astoria-Geschäfigten“ gründen. K.W.
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