Fast 10 Milliarden Verlust

■ Bundesbahn und Reichsbahn legen Jahresbilanz 1991 vor

Berlin (taz) — Noch nie zuvor ging es der Bahn finanziell so schlecht wie heute. Bundesbahn und Reichsbahn haben im vergangenen Jahr Verluste von zusammen 9,6 Mrd. Mark eingefahren. Und in diesem Jahr dürfte sich das Defizit noch einmal um rund zwei Mrd. Mark erhöhen. Angesichts der katastrophalen Zahlen unterstrich der Vorstandsvorsitzende Heinz Dürr erneut die Dringlichkeit der Bahnreform: Ohne das Reformwerk, so Dürr gestern bei der Vorstellung der Jahresbilanz, würden sich die Verluste bis ins Jahr 2002 auf 280 Mrd. Mark summieren.

Doch Dürr kann über die rote Bilanz noch froh sein. Mit einem Defizit von 5,3 Mrd. Mark fielen die Verluste der Deutschen Bundesbahn (DB) um 180 Mio. Mark niedriger als erwartet aus. Bei einer Bilanzsumme von knapp 68 Mrd. Mark lag der Fehlbetrag jedoch um 335 Mio. Mark über dem des Vorjahres. Die finanzielle Talfahrt lastet Bahnchef Dürr vor allem den hohen Zinsbelastungen von allein drei Mrd. Mark und den enorm gestiegenen Fahrwegkosten an. Die Reichsbahn-Verluste beliefen sich bei einem Umsatz von rund 41 Mrd. auf 4,3 Mrd Mark.

Mit einem Plus von 11,8 Prozent konnte die DB ihr stärkstes Wachstum wie schon im Vorjahr im Personenfernverkehr verbuchen. Auch das Flaggschiff ICE hat mit einem Umsatz von knapp 300 Mio. Mark die Erwartungen übertroffen. Die Nahverkehrs-Erträge erhöhten sich um 6,9 Prozent auf 2,5 Mrd. Mark. Die Erträge im Personenverkehr legten insgesamt um knapp 10 Prozent auf 6,24 Mrd. Mark zu — für die DB das bislang beste Geschäftsjahr überhaupt. Die Reichsbahn mußte dagegen einen empfindlichen Einbruch hinnehmen: Seit 1989 sind die Fahrgäste um die Hälfte zurückgegangen. Die Erträge beliefen sich daher nur auf 800 Mio. Mark. Im Güterverkehr konnte die DB ihren Umsatz ebenfalls leicht auf 9,3 Mrd. Mark erhöhen. Bei der Reichsbahn waren es trotz Einbrüchen von 50 Prozent seit der Wende noch 2,6 Mrd. Mark. Erwin Single