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Gibt Bonn Wale zum Abschuß frei?

Auf der Internationalen Konferenz zum Walfang unterstützt die Bundesregierung eine Durchlöcherung des Walfangverbots/ Greenpeace: Artenschutz wird zugunsten von Wirtschaftsbeziehungen geopfert  ■ Von Hermann-Josef Tenhagen

Berlin (taz) — Die Schonzeit für die größten Tiere auf diesem Planeten geht möglicherweise zu Ende. Seit heute steht auf der Konferenz des Internationalen Walfangkomitees (IWC) in Glasgow die Wiederzulassung des Walfangs zur Debatte. Und die Koalitionsfraktionen von CDU/ CSU und FDP haben sich in gleichlautenden Beschlüssen einer Durchlöcherung des Walfangmoratoriums angenommen: Ausnahmen vom Fangverbot wären denkbar, wenn die IWC dies wissenschaftlich für vertretbar halte und entsprechende „Kontrollen sichergestellt sind“.

Ein dauerhaftes Verbot des Walfangs würde „das letztendliche Ziel des Walschutzes verfehlen“, lautet die Begründung der Koalitionäre. Ein Antrag der SPD, kompromißlos am Schutz der Wale festzuhalten, fand entsprechend keine Mehrheit. Die Regierungsparteien meinen mit ihrer Argumentation expressis verbis nicht, daß eine Walüberpopulation künftig zum Problem werden könnte. Von einst 250.000 Blauwalen sind gerade einmal 1.000 übriggeblieben, von der halben Million Finnwale etwa 2.000.

CDU/CSU und FDP geht es vor allem darum, die Walfangkommission zu erhalten. Nur sie könne die Walfangländer Island, Norwegen und vor allem Japan einbinden und damit sicherstellen, daß kein mit der Arterhaltung unvereinbarer Fang zugelassen wird. Die Länder hatten mit dem Austritt aus der IWC gedroht oder wollen ihn wie Island zum 1.Juli vollziehen.

Damit nun allerdings verklären die Deutschen den Bock zum Gärtner. Die IWC ist 1948 zur „Erschließung und Erhaltung“ der weltweiten Walbestände gegründet worden. Schon 1972 hatte die UNO ein zehnjähriges Walfangmoratorium verlangt. Aber erst 1982 konnte sich die IWC zu einem lückenhaften Beschluß durchringen. So wurden während des laufenden Moratoriums für „wissenschaftliche Zwecke“ ohnehin rund 14.000 Großwale getötet — natürlich von den klassischen Walfangländern in Skandinavien und Japan. Patricia Becher-Ketterer von Greenpeace hält die Entscheidung der Koalitionsfraktionen bloß für ein Einlenken gegenüber Japan. Der Artenschutz werde geopfert, um „die Wirtschaftsbeziehungen mit anderen Ländern wie Japan nicht zu belasten“.

Während die Koalitionsfraktionen der Lockerung des Walfangverbots aufgeschlossen gegenüberstehen, konnten sie sich nicht zu einer deutlichen Unterstützung französischer Schutzpläne für die Meeressäuger durchringen. Die französische Regierung hatte im Vorfeld der Konferenz vorgeschlagen, die Meere und die Antarktis bis zum 40. Grad südlicher Breite zum Walschutzgebiet zu erklären. Die Unterstützung aus Bonn blieb lauwarm.

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