Ökologisches Denken in der Sackgasse

■ betr.: "In der Sackgasse", taz vom 23.6.92

betr.: „In der Sackgasse“ (Ein ökologisches Grundrauschen betäubt unser schlechtes Gewissen — es verstellt den Blick auf die Realität und ist für Lösungen unbrauchbar) von Bernd Ulrich,

taz vom 23.6.92

Eine wichtige (Mit-)Voraussetzung dafür, daß ökologisches Denken in eine Sackgasse geraten ist, hat Bernd Ulrich — möglicherweise mit Hintergedanken — vergessen zu erwähnen: es sind paradoxerweise die Grünen. Zu Recht weist Ulrich darauf hin, daß andauernde Ökodiskussionen einerseits und die Suggestion, daß inzwischen einiges für die Umwelt geschehe andererseits zu dem sich anbahnenden Dilemma der ÖkologInnen beitragen.

Wortradikaler, besserwisserischer und sich final gerierender Fundamentalismus hat seine abschreckende Wirkung gehabt und zum Überdruß an der Ökodiskussion beigetragen; realpolitische und scheinbar „machende“ Grünen-Politik à la Joschka Fischer trägt tagtäglich dazu bei, daß man und frau sich beruhigen kann. „Es passiert ja etwas.“

Nein, gemessen an der Größe des Problems bewirken auch die Grünen heute nichts. Der möglicherweise noch vorhandene tatsächliche Veränderungswille ersäuft tagtäglich in Sachzwängen und im Anspruch auf Macht. Fatal ist, daß mit scheinbaren Aktivitäten weiter zur Beruhigung und andererseits der Resignation beigetragen wird. Der eigentlich für notwendige Veränderungen erforderliche Druck wird — wieder einmal — kanalisiert und absorbiert. Frank Krafft,

Frankfurt am Main