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Editorial

Index on Censorship wird häufig vorgeworfen, es sähe den Splitter im Auge der anderen, den Balken im eigenen jedoch nicht. In seiner bekanntesten Form ist dies der antiimperialistische Vorwurf, daß „ihr“, wechselweise „Westen“, „Norden“ oder „Europa“ genannt, zwar die Universalität der Menschenrechte einklagt, dabei aber zum Beispiel die Unterdrückung und Verletzung der Menschenwürde durch ökonomische Faktoren vergeßen würdet.

Diesen wohl tatsächlich ewigen Mangel liberaler Weltsicht versucht Index immer wieder mit einer Ausweitung des Zensurbegriffs zu begegnen, beispielsweise durch Darstellung monopolistischen Medienbesitzes oder Analyse von Strukturen, die ganze Bevölkerungsteile von der Artikulation ihrer Erfahrung und der Möglichkeit, ihre Rechte geltendzumachen, ausschließen.

Die US-amerikanische Mtarbeiterin von Index, Nan Levinson, hat Texte — und Statistiken! — greifbar gemacht, die diesen Mechanismus für die über eine Million Frauen und Männer aufzeigen, die sich in den Gefängnissen der USA befinden. Daneben steht ein Bericht über die Lage der Medien in Haiti, der vom New Yorker „Committee to Protect Journalists“ in Auftrag gegeben wurde.

Falls das Nebeneinander dieser beiden Formen von Zensur irgend etwas beweist, so vielleicht am ehesten die tatsächliche, materielle Gewalt beider. Uta Ruge

Zusammenstellung der Texte und Übersetzung aus dem Englischen: Uta Ruge

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