piwik no script img

Harte Öko-Urteile in Frankreich

Hamburg (AFP) — Heftige Kritik an der französischen Justiz hat die deutsche Umweltorganisation Robin Wood geübt. Eine Sprecherin der Organisation erklärte am Donnerstag in Hamburg, das Verhalten der Justiz gegenüber demonstrierenden Umweltschützern nehme „dramatische Ausmaße“ an. So seien am Dienstag abend in Pau ein Franzose und fünf Deutsche unter Ausschluß der Öffentlichkeit wegen Freiheitsberaubung und Widerstands gegen die Staatsgewalt zu drei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Zwei Monate und 25 Tage seien zur Bewährung ausgesetzt, die Untersuchungshaft nicht angerechnet worden. „Die Öffentlichkeit wird in Frankreich sonst nur bei Prozessen gegen Terroristen ausgeschlossen“, sagte der Sprecher.

Die sechs Umweltschützer hatten gegen das Tunnelprojekt „Somport“ im Aspe-Tal (Pyrenäen) demonstriert, das laut Robin Wood „ohne die gesetzlich vorgeschriebene Offenlegung der Trassenführung und ohne Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung bereits im Bau ist.“ Die sechs Umweltschützer hätten am Montag zusammen mit weiteren 44 Demonstranten das Verwaltungsgebäude der Baubehörde in Pau gewaltfrei besetzt. Die Polizei hat bei der Räumung der Behörde nach Angaben von Robin Wood mehrere Demonstranten verletzt. Die Angeklagten seien in Handschellen in den Gerichtssaal geführt worden. „Als der Richter den Saal betrat, hatten die Zuschauer ihn zu verlassen“, berichtete die Sprecherin. Als sie dieser Aufforderung nicht schnell genug nachgekommen seien, habe die Polizei den Saal gewaltsam geräumt.

Die Verteidigung habe Berufung gegen das „unglaubliche Urteil“ eingelegt. Bei Geringfügigkeiten erfolge in Frankreich hierauf die sofortige Freilassung der Inhaftierten. „Das Gericht erachtete diesen Fall aber nicht als geringfügig, und die sechs Angeklagten bleiben in Haft“, sagte die Robin-Wood-Sprecherin.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen