: ...als würde ein Schwein in ein Becken voller Piranhas geworfen
Massimiliano Ferretti ist eine arme Sau, seit Jahren. Spielt im italienischen Wasserball die Rolle von Gerd Müller. Auf der Lauer liegen, zuschlagen. An Land ist das vergleichsweise einfach, es setzt bestenfalls ein paar blaue Fecke. Die Leiden von Ferretti sind anderer Art. So wie auf diesem Bild der Spanier Pedro Garcia Aguado, üben sich seine Gegenspieler stets an einem: Ferretti versenken. „Überschwimmen“ heißt das euphemistisch in der Fachsprache, für den Stürmer bedeutet das: Wasser fassen. Wie viele Liter schluckt er in einem Spiel? Vier? Sieben?
Am Sonntag wird's den Italienern geschmeckt haben, Tropfen für Tropfen. 9:8 gegen Spanien im Finale, unter den Augen des Königs Juan Carlos. Was für ein Spiel! Am Ende 7:7. Verlängerung. Unentschieden. Verlängerung. Unentschieden. Verlängerung. 9:8. Der entscheidende Paß kam, natürlich, von Ferretti. Vier Tore hatte er auf dem Konto, allein in diesem Spiel. Einem Marathon. 28 Minuten (vier mal sieben) dauert die übliche Spielzeit, 18 Minuten zusätzlich dieses Finale — ein Novum.
So was zehrt an den Nerven. Und wenn ansonsten hauptsächlich unter der Wasserfläche gerungen wird, diesmal ging das Raufen an Land weiter. Pause zur Verlängerung. Ein Pulk von Prügelnden wie beim Eishockey. Die Schiedsrichter sind chancenlos, die beiden Trainer — ein Kroate, ein Serbe — werfen sich schlichtend dazwischen. Pfiff, alle zurück ins Wasser! Wo der Ball ist, schäumt's. Als würde ein halbes Schwein in ein Becken voller Piranhas geworfen. Immer wieder spielen sie Ferretti an. Der kämpft — und schluckt.
Dopingprobe? Von wegen Bier trinken bis sechs Uhr früh. Der Olympiasieger Massimiliano Ferretti hatte beim Wasserlassen kaum Probleme. thöm-/Foto: Reuter
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen