Mafia-Methoden?

■ Prozeß gegen zwei Russen, die auf einem Wohnschiff Geld erpreßt haben sollen

gegen zwei Russen, die auf einem Wohnschiff Geld erpreßt haben sollen

Für die Hamburger Staatsanwaltschaft ist es ein großer Fall: Mit „mafiaähnlichen Methoden“ sollen die beiden 24jährigen Konstantin Bobniev und Igor Kapliouk aus der Ukraine auf dem Wohnschiff „Flottell“ im Harburger Hafen Landsleute erpreßt, bedroht und zu Straftaten gezwungen haben, um sich selbst zu bereichern. Dementspechend fährt die Anklagebehörde auch schwere Geschütze auf. Vorwurf: Bildung einer kriminellen Vereinigung, räuberische Erpressung und Nötigung.

Die Vorfälle sollen sich zwischen Dezember 1991 und Januar 1992 abgespielt haben. Zusammen mit einem Jugendlichen sollen die beiden eine „Bande“ gebildet und mehrere Landsleute um Geld erpreßt haben. Wer nicht zahlen wollte, so zumindest die Anklage, dem habe man Prügel angedroht oder mit einer Gaspistole bedroht. Reichte das nicht aus, hätte das Trio auch angedroht, entweder den Betroffenen selbst oder seine Familien in der Gemeinschaft unabhängiger Staaten umzubringen. Auf diese Tour sollen die drei mehrere Beträge in Höhe zwischen 100 und 300 Mark erpreßt, in einem Fall sogar die ganze Sozialhilfe abkassiert haben.

Während Igor Kapliouk schweigt, wies Bobniev gestern „den Hauptteil der Anklage“ als unwahr zurück. In einem Fall hätten sie nur ihr Geld zurückverlangt, das sie für ein nicht erhaltenes Radio bezahlt hätten. Die anderen geschilderten Fälle hätten sich anders zugetragen.

Zum Hauptbelastungszeugen für die Angeklagten könnte der Dritte im Bunde werden. Der geständige Jugendliche ist jüngst vom Amtsgericht zu zwei Jahren Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Da das Urteil mittlerweile rechtskräftig ist, kann der Jugendliche in diesem Verfahren als Zeuge vernommen werden und hat in diesem Fall kein Aussageverweigerungsrecht Kai von Appen