TAZ INTERN: taz ohne Rüstung
■ WORLD MEDIA in Zukunft ohne uns
In den ersten Jahren der taz waren Anzeigen nachgerade unerwünscht. Mittlerweile haben uns die ökonomischen Realitäten gelehrt, daß eine Tageszeitung mit gewissen Ansprüchen ihre Kosten nur decken kann, wenn sie mehr als die Hälfte ihrer Einnahmen mit Anzeigen erzielen kann. Bei der taz sind es derzeit nur 15 Prozent, deshalb brauchen wir auch unbedingt mehr Abonnements. Trotz unserer chronischen wirtschaftlichen Probleme haben wir in puncto Anzeigen ein Prinzip beibehalten: Rassistische, sexistische oder militaristische Werbung hat in der taz nichts verloren. Diese moralische Haltung hat uns immer wieder Geld gekostet und jetzt auch ein uns mittlerweile liebgewordenes Projekt: WORLD MEDIA. Dieses internationale Zeitungsnetzwerk wurde 1989 als Tochtergesellschaft der französischen Tageszeitung Libération gegründet. Viermal haben wir seitdem die deutsche Ausgabe der Weltzeitung herausgegeben, doch bei der letzten Nummer sahen wir uns gezwungen, den Abdruck einer Anzeige zu verweigern, die von der WORLD MEDIA-Koordination in Paris vorgegeben worden war. Darin pries die französische Firma Aerospatiale den erfolgreichen Export ihrer „zivilen und militärischen“ Hubschrauber.
Die Konsequenzen unserer Verweigerung müßten wir selbst tragen, drohte uns zunächst die WORLD MEDIA-Koordination in Paris an, jetzt kündigte sie uns deswegen die Zusammenarbeit auf. Sie hat auch schon einen Ersatzpartner in Deutschland gefunden, die Süddeutsche Zeitung. Das bajuwarisch-liberale Blatt hatte keine Probleme damit, die besagte Waffenanzeige Anfang des Jahres zu drucken.
Ein Trost bleibt uns: Wir sind nicht nur um eine Erfahrung in Sachen Journalismus und Ethik reicher, sondern auch um ausgezeichnete internationale Kontakte. Mit einer ganzen Reihe der WORLD MEDIA-Zeitungen werden wir weiter kooperieren, zum Beispiel bei unserer laufenden Serie „Europa im Krieg“. Trotzdem: Der Rauswurf schmerzt uns. MR/M.S.
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