: Wer wird Oberförster im Wattenmeer?
■ Experten streiten: Amerikansche Ranger oder brandenburgische Nachwächter
Wer wird künftig in deutschen Naturschutzgebieten Oberförsterspielen und wer wird ihn bezahlen? Beim 12. Internationalen Wattenmeertag, der am Freitag in Wilhelmshaven zu Ende ging, waren sich Naturschutzverbände, Politiker und Wissenschaftler nur in einem Punkt uneingeschränkt einig: Die Menschen brauchen die Natur. Der Staat, darin sind sich die Naturschützer einig, soll im Zweifel dafür sorgen, daß alle sie genießen können und daß Frevler ihre Grenzen finden.
Ranger heißt der Naturwächter beispielsweise in den Schutzgebieten der USA. Was sie tun, erläuterte an der Nordseeküste Ranger Uwe Nehring (37). In seiner dunkelgrünen Dienstkleidung mit Filzhut ist er normalerweise im North Cascades Nationalpark (Washington) unterwegs. Er führt, berät und informiert Wanderer und andere Naturgenießer aus den urbanen Lebensräumen. Sündern — leichtfertigen oder absichtlichen Verletzern der vereinbarten Verhaltensregeln — tritt er, wenn Beratung nicht hilft, auch schon mal auf die Füße. Einem oder zweien der Uneinsichtigsten im Jahr besorgt er ein „ticket“. Das kostet zwischen 50 und 200 Dollars Buße.
So oder so ähnlich machen es nach dem Bericht von Nehring rund 3.000 seiner Kollegen USA-weit. Mehr als ein Fünftel von ihnen sind Frauen, die auch „Ranger“ heißen. Für schwangere Ranger hält die spezialisierte amerikanische Textilindustrie sogar eine besonders passende Uniform bereit.
Ähnlich, nur heller in den Uniformfarben, sehen brandenburgische Naturwächter aus. Der Chef der 200 Mann starken und noch nicht ganz ein Jahr alten Truppe, Jürgen Nicodem, stellte eine Handvoll seiner Mitarbeiter in Wilhelmshaven als Beispiel für deutsche „Ranger“ vor. Wie sein US-Kollege Nehring sieht auch er seine Hauptaufgabe in der Information und Beratung. Wer sich als taube „Umweltsau“ besser fühlt, muß allerdings auch im Spreewald oder im Naturpark Schorfheide-Chorin mit einer Buße rechnen. Autonummern von Sündern werden von Nicodem und seinen Leuten notiert und an die zuständigen Bußbehörden weitergegeben.
Manfred Protze, dpa
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