Wenigstens die Richtung stimmt

■ Trotz einiger Verbesserungen ist der Fahrradtransport im Zug immer noch nicht ganz ohne Probleme zu bewältigen. Aber immerhin: Die Bahn fängt an umzudenken

immer noch nicht ganz ohne Probleme zu bewältigen. Aber immerhin: Die Bahn fängt an umzudenken.

Die Deutsche Bundesbahn als Hindernis für Fahrradfahrer: Das soll nicht länger so sein. Wurde die Fahrradmitnahme in Reisezügen jahrelang immer mehr eingeschränkt, gibt es seit Anfang Juni endlich einige Verbesserungen. Zunehmend werden InterRegio-Züge mit Fahrradabteilen ausgestattet. „Weil das Fahrrad sich als Verkehrsmittel wieder durchgesetzt hat, mußten wir dieser Entwicklung Rechnung tragen“, erklärt Hans-Peter Latour, Mitarbeiter der Pressestelle der DB Direktion Hamburg, den Sinneswandel der Bahn.

Auf immerhin sieben InterRegio- Linien in die Hauptferiengebiete von Lindau bis Flensburg werden umgebaute Waggons mit Fahrradabteilen eingesetzt. Inzwischen haben sie auch platzsparende Ständer, in die man die Stahlrösser einhängen kann. Nachteil: Pro Zug stehen nur acht Radplätze zur Verfügung, die vorher reserviert werden müssen. Das kostet zusätzlich zum Mitnahmepreis (8,40 Mark) nochmals 3,50 Mark. Sind Plätze frei, können sie auch kurzfristig genutzt werden. Dann wird es aber teurer: 8,40 Mark verlangt die DB dafür als „Reservierungs-Entgelt“. Selbst Hans-Peter Latour gibt zu: „Warum das so ist, weiß ich eigentlich auch nicht.“

Neben den InterRegios nehmen 175 D- und FD-Züge, ein EC und vier ICs („Elbflorenz“ Dresden- Hamburg, „Max Liebermann“ Berlin-Hamburg, „Emil Nolde“ Berlin- Hamburg-Westerland sowie IC 633 Westerland-Dresden) Fahrräder mit. Auch hier zahlt der Radler 8,40 Mark pro Gefährt. Tandems kosten das Doppelte. Um sicher zu gehen, welchen Zug man mit dem Rad benutzen darf, sollte man vor jeder Reise einen kritischen Blick ins Kursbuch werfen. In jeden Zug, der mit dem Rad-Logo markiert ist, können Räder eingeladen werden.

Darüber hinaus gilt seit Juni auch, daß in Zügen ohne Gepäckwagen im Nahverkehr Räder auch im Eingangsbereich der Wagen

1transportiert werden dürfen, sofern Mitreisende dadurch nicht behindert werden. Und da stößt diese an sich erfreulich unkomplizierte Regelung auch schon an ihre Grenzen: Überforderte Schaffner, die Radreisenden einen Platz genau auf der Zug-Seite zuweisen, auf der an den nächsten sieben Haltestellen des Bummelzuges der Bahnsteig liegt, ungeduldig drängelnde Ein- und Aussteiger, hitzige Debatten zwischen Radlern und Nicht-Radlern über Rücksichtslosigkeit, die in aggressiven Drohungen („Ich schmeiß' eure Scheißdinger gleich raus“) gipfeln: Alles schon erlebt.

Als letzte Möglichkeit bleibt

1noch die Aufgabe des Fahrrads als Reisegepäck. Nach Angabe des ADFC ist „dieser Service unter den gegenwärtigen Bedingungen leider nicht empfehlenswert“. Die Fahrräder werden unverpackt im Gepäckwagen befördert. Kostenpunkt: 21 Mark. Wer am Urlaubsort nicht allzu oft ein Rad braucht, sollte sich überlegen, ob es nicht günstiger ist, sich einen Drahtesel zu leihen. Das ist an 325 Bahnhöfen der Bundesbahn und an 100 Bahnhöfen der Reichsbahn möglich. Allerdings gilt: Probefahren, um unterwegs nicht unliebsame Überraschungen zu erleben.

Torsten Schubert/ch