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Fahrgäste werden jetzt geschoben

■ BVG ersetzt »Schlenkis« durch neue Schubgelenkbusse/ Einstieg auch hinten/ Neues Modell ist auch für Rollstuhlfahrer gut geeignet/ Zahl der Doppeldecker wird in den kommenden Jahren reduziert

Berlin. Von Ende des Monats an wird die BVG in der Stadt erstmals neuartige Gelenkbusse in Niederflurausführung einsetzen. Vorgesehen ist die Premiere der sogenannten Schubgelenkbusse auf der West-Linie 121 E (Märkisches Viertel - U-Bahnhof Mierendorffplatz). Sie werden auf Wunsch des Verkehrsbetriebs nach und nach die alten Ikarus- Gelenkfahrzeuge aus dem Ostteil ersetzen. Anders als bei den »Schlenkis« sitzt der Motor im Heckbereich, daher der Name. Von den beim Hersteller Auwärter vorerst georderten 73 Fahrzeugen des »Neoplan«-Bustyps sind bereits zehn Exemplare ausgeliefert. 25 weitere Busse sollen zum Jahresende noch hinzukommen; Ende 1993 dann noch einmal 38 Fahrzeuge zum Stückpreis von 620.000 Mark.

Bis zur Jahrtausendwende wolle man dafür die Zahl der Doppeldecker auf 40 Prozent des Fahrzeugbestandes reduzieren, sagte BVG-Chef Konrad Lorenzen bei der Buspräsentation auf dem Weddinger Betriebshof in der Müllerstraße. Wenigstens in der Innenstadt sollen die »Großen Gelben« weiter auf stark frequentierten Plätzen rollen und nicht von den neuen Gelenkbussen verdrängt werden. Die modernen Eindecker haben zwar weniger Sitzplätze als ein Doppeldecker, doch ist durch breite Innenschwingtüren und eine Hubplattform für Behinderte der Einstieg einfacher. Auch können die Busse im Gegensatz zum Doppeldecker tiefliegende Brücken unterfahren. Allerdings muß die BVG erst etliche Haltestellen der Fahrzeuglänge von gut 17 Metern anpassen.

Wie es schon beim »Schlenki« erlaubt ist, dürfen Zeitkartenbesitzer in das dreitürige Nachfolgemodell hinten einsteigen — jedoch nicht in den Abend- und Nachtstunden zwischen 20 und 4 Uhr. BVG-Begründung: Vor allem in den Abendstunden trage der kontrollierte Zustieg zur Fahrgastsicherheit bei. Lorenzen zufolge hält die BVG aber aus noch anderen Gründen heraus generell eisern daran fest, daß alle Fahrgäste vorn im Gänsemarsch beim Fahrer einsteigen. Nur das auf die Erfordernisse des Doppeldeckers zugeschnittene »Berliner Modell« garantiere den optimalen »Fahrgastfluß« ohne Drängelei an der Mitteltür und halte die Schwarzfahrerquote in Grenzen, bekräftigte der BVG- Chef. Bei den »Neoplan«-Gelenkbussen stehe nun das Schwarzfahrerproblem »neu ins Haus«. Lorenzen kündigte Abhilfe an: »Verschärfte Fahrscheinkontrollen in der Einführungszeit, die teilweise 'verdeckt‘ stattfinden wird.« thok

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