: Schußwaffengebrauch und Diskussionen
■ Frauensportwoche: Zwei Freeclimberinnen zur Eröffnung / Gesellschaftspolitische Foren / Über 3000 Teilnehmerinnen in über 70 Sportarten
Zwei Freeclimberinnen zur Eröffnung / Gesellschaftspolitische Foren / Über 3000 Teilnehmerinnen in über 70 Sportarten
Zwei Frauen machen sich an der Fassade eines ziemlich häßlichen 50er Jahre Baus zu schaffen. Es ist Freitag und es regnet. Unbeeindruckt von diesen Unbilden des Hamburger Wetters erklimmen die beiden das Haus an der Schäferkampsallee in dem der Hamburger Sportbund (HSB) seinen Sitz hat.
Diese Aktion zum Auftakt der Frauensportwoche hat laut Claudia Thomsen, Organisatorin der 2. Mädchen- und Frauensportwoche, auch eine metaphorische Bedeutung: „Frauen wollen hoch hinaus.“ Und sie sind scheinbar, laut Mitgliederstatistik des Hamburger Sportbundes, weniger geneigt einem Sportverein beizutreten. Der Anteil der Frauen in Hamburger Sportvereinen beträgt gerade einmal 37 Prozent. Und in den Vereinsvorständen ist der Anteil sogar verschwindent gering.
Indes schaffen es autonome und komerzielle Anbieter Frauen in die Sportstätten zu locken. Etwa Fitneßstudios, die entweder spezielle Trainingszeiten nur für Frauen haben oder sich ausschließlich auf Frauen als Kundschaft spezialisiert haben und so schon auf sportspezifische Bedürfnisse von Frauen eingehen. Diese Bedürfnisse sollen auf der Frauensportwoche erforscht werden. „Wir wollen prüfen, ob Änderungen in den herkömmlichen Sportvereinen von Nöten sind“, gibt Jürgen Marten, Hauptgeschäftsführer des HSB, als ein Motiv für die Veranstaltung an. „Natürlich“, räumt der Obersportler ein:„ erhoffen wir uns von der Sache einen Imagetransfer – das Bild eines jungen dynamischen Sportverbandes.“
Der HSB, der die Frauensportwoche im Vorjahr ins Leben rief, bietet in seinem Programm weit mehr als nur Sportkurse an. Auf elf Foren sollen gesellschaftspolitische Aspekte beim Frauensport, wie etwa Sexuelle Gewalt und Frauen In Bewegung, Vom Nutzen des Streites, Lesben-Sport-Widerstand und Frauenarbeit im Sport diskutiert werden. Sämtliche Verantstaltungen der Frauensportwoche sind ausschließlich Frauen vorbehalten. Das gilt auch für die Filmvorführungen und das Abschlußfest.
Unter Frauen Sport machen, sich nicht vor Männern beweisen müssen, wird als Motiv für diese ausgrenzung angegeben. Die Erfolge der autonomen und kommerziellen Anbietern, geben den Verantstaltern recht. Noch, wird von den Organisatorinnen bemängelt, gebe es im Freizeitsportbereich viel zu wenig Angebote nur für Frauen. Die Teilnahme von über 3000 Mädchen und Frauen in verschiedenen 105 Workshops, einem Turnier, einem Fest und 72 Schnupperangeboten ist auch eine Chance für die Vereine, die Angebote der Woche fortzuführen und somit Möglichkeiten für Frauen zu schaffen.
Signifikant für die scheinbaren sportlichen Vorlieben von Frauen ist der Zuspruch auf die angebotenen Workshops. Nicht etwa rhythmische Sportgymnastik, oder Ausdauersportarten, in denen Frauen sowieso eine höhere Leistungsfähigkeit zugetraut wird, waren die Hits. Sondern Leibesübungen in denen Männern in den Vereinen dominieren, erfreuten sich den größten Zuspruch. „Kleinkaliberschießen und Schach sind restlos ausgebucht“, freute sich Organisatorin Astrid Mehrer. Gerade das Beispiel Kleinkaliberschießen macht auch deutlich, warum eine Sportwoche nur für Frauen sinnvoll ist, da die Schützengilden als bierseelige Männerrunden verrufen sind. kader
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