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Berlin will neues Atommüllager bauen

■ Landeseigenes Lager voll/ Neues Lager für 900 Fässer/ Baubeginn kommendes Jahr/ Parlament muß zustimmen

Berlin. Die Planungen für ein neues Zwischenlager für schwach und mittelradioaktive Abfälle sind in vollem Gange. Für vier Millionen Mark soll auf dem Gelände des Hahn-Meitner-Instituts (HMI) in Wannsee kommendes Jahr mit dem Bau einer Lagerhalle begonnen werden, die 900 Atommüllfässern Platz bieten soll. Dies geht aus einem Bericht hervor, den Wissenschaftssenator Manfred Erhardt (CDU) auf Antrag der Fraktion Bündnis 90/Grüne in den nächsten Tagen dem Wissenschaftsausschuß des Abgeordnetenhauses vorlegen wird. Das Parlament muß im Rahmen der Haushaltsberatungen den Betrag für die geschätzten Baukosten freigeben.

In seinem Bericht begründet der Wissenschaftssenator die Notwendigkeit eines zusätzlichen Atommüllagers damit, daß nicht abzusehen sei, daß der Bund ein Endlager fertigstelle. Die nach dem Atomgesetz vorgeschriebene Landessammelstelle für radioaktive Abfälle sei in Berlin „früher als erwartet“ ausgeschöpft, die Kapazität von 1.400 Fässern à 200 Liter sei zu 90 Prozent in Anspruch genommen. Der Grund sei die Vereinigung Berlins. In den ehemaligen Einrichtungen der DDR seien erhebliche Mengen radioaktiver Abfälle angefallen, die über die Landessammelstelle entsorgt werden müssen. Besonders ins Gewicht falle dabei die ehemalige Akademie der Wissenschaften und das ehemalige Zentralinstitut für Isotopenforschung in Buch, dessen verstrahlter Müll etwa eine Menge von 500 Fässern ausmache.

Erhardt weist darauf hin, daß über den Bau einer zusätzlichen Halle noch nicht entschieden sei, weil sich möglicherweise Alternativen eröffnen würden. Zum einen werde mit dem Land Brandenburg verhandelt, das Berliner Abfälle zwischenlagern könnte, zum anderen stehe dem Betrieb des Endlagers Morsleben in Sachsen-Anhalt rechtlich nichts mehr im Wege. Über eine Lieferung in die Salzstöcke werde verhandelt. Die Verhandlungen sollen bisher zu keinen Ergebnissen geführt haben, berichtete Erhardts Sprecher Helmut Lück gestern auf Nachfrage. Vorsorglich müsse deshalb die Verwaltung die Mittel für die Erweiterung der Landessammelstelle beantragen.

Die Fraktion Bündnis 90/Grüne will dem Antrag des Wissenschaftssenators nicht zustimmen. Die Abgeordneten Michaele Schreyer und Hartwig Berger erklärten gestern gegenüber der taz, daß der Senat zuerst verschiedene Standorte auf ihre Umweltverträglichkeit und ihr Risiko für die Bevölkerung prüfen müsse. Außerdem müsse Berlin in Forschung und medizinischen Einrichtungen anfallenden Atommüll gezielt minimieren. Bisher gebe es dafür kein Vermeidungskonzept. Schreyer und Berger schlossen darüber hinaus die Salzstöcke in Sachsen-Anhalt als Lager aus: „Morsleben ist für strahlendes Material völlig ungeeignet.“ Es sei ein Skandal, daß mit dem Einigungsvertrag der Betrieb des ehemaligen DDR-Endlagers um Jahre verlängert worden sei. Dirk Wildt

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