Immer noch viel Hilfsbereitschaft

■ Infomarkt verschiedener Hilfsorganisationen für Deutsche und Flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien auf dem Alexanderplatz

Mitte. Trotz Ausländerhaß und Asylhysterie oder vielleicht auch deswegen gibt es immer noch eine „große Hilfsbereitschaft“ gegenüber den Flüchtlingen aus Ex-Jugoslawien. So sagen jedenfalls Vertreterinnen von Organisationen, die den „Infomarkt“ für Kriegsflüchtlinge und für interessierte Deutsche gestern nachmittag auf dem Alex mitgestaltet haben. Nach wie vor, so die Ausländerbeauftragte des Bezirks Mitte, meldeten sich in den Flüchtlingsheimen „fast täglich Menschen, die helfen wollen“. Bosiljka Schedlich vom Verein „Süd Ost Europa Kultur“, bestätigte das aus der Erfahrung ihres Vereins. Dieser wurde im März gegründet, um Brücken zwischen den verfeindeten ethnischen Gruppen in Ex-Jugoslawien und auf dem ganzen Balkan zu schlagen. Dazu gehörte für Frau Schedlich aber auch, die Hilfsorganisationen, die die mehr als 10.000 in Berlin weilenden Flüchtlinge aus Bosnien und anderen früheren Kriegsregionen betreuen, an einen Tisch einzuladen. In dieser Arbeitsrunde entstand die Idee eines „Infomarktes“, an dem sich nun gestern Caritas, Arbeiterwohlfahrt, amnesty international, Neues Forum und andere beteiligten.

Groß war der Markt mit den Infoständen allerdings nicht. Dennoch schien er seinen Zweck erfüllt zu haben: Vor den Portraits deutscher Asylanten wie Willy Brandt oder Kurt Tucholsky blieben nicht nur diejenigen stehen, die eh schon Bescheid wissen. Broschüren lagen aus, unter anderem eine, die Flüchtlingen und deutschen Helfern zweisprachig Auskunft über Rechtsprobleme und behördliche Zuständigkeiten erteilt – zu beziehen übers DRK. Fotos von zerstörten Siedlungen dokumentierten die Verfolgung der Roma.

„In Jugoslawien lebte eine Million Roma“, berichtete Rajko Djuric, der Vorsitzende des Weltrates der Roma und Sinti und des Roma- PEN-Clubs. Viele seien bereits massakriert oder vertrieben worden. Er habe „Informationen, daß Roma-Kinder in Sarajevo wie die Fliegen sterben“. Von den für Bosnien bestimmten Gütern bekämen „die Mafia 90 Prozent und die Bevölkerung 10 Prozent, die Roma aber kein einziges Gramm“. Aber auch in Deutschland würden Roma zum „Opfer der eigenen Mafia“, die den unwissenden Flüchtlingen Pässe verkaufe oder sie zum Betteln zwinge. Deshalb sei es wichtig, daß diese von deutschen Organisationen betreut würden. Was das betrifft, bereitet der Verein „Süd Ost Europa Kultur“ derzeit ein Selbsthilfeprogramm vor. Er sammelt unter den Flüchtlingen die Namen von Lehrern, die muttersprachlich unterrichten können, und von Ärzten und Psychologen, die in Zusammenarbeit mit dem „Zentrum für Folteropfer“ bei der Aufarbeitung von Kriegstraumata helfen können. In sechs Brandenburger Heimen laufe bereits solch ein Programm, initiiert durch die „Friedensinitiative“. Teams von Ärzten und Psychologen betreuten die Menschen, die zum Teil „in Lagern gelebt und Gras gegessen haben“. usche