: Skireisen auf die Verbotsliste
■ Der Vorstoß der Schöneberger Stadträtin Werkentin, aus ökologischen und sozialen Gründen auf Klassenreisen in die Alpen zu verzichten, erregt Widerspruch
Berlin. In Schöneberg sollen die Schulen künftig auf Skifahrten verzichten. So will es jedenfalls Volksbildungs-Stadträtin Karla Werkentin (Grüne/AL) und begründet es damit, daß wegen der ökologischen Belastung der Alpen eine Veränderung des Rahmenplanes notwendig sei. Frau Werkentin führt außerdem noch die hohen Kosten und die soziale Ungerechtigkeit an, die es sozial bessergestellten SchülerInnen erlaubt, durch Skilaufen Punkte fürs Abitur zu sammeln. Außerdem sei es nach dem Mauerfall problemlos möglich, auf Alternativen wie beispielsweise den Wassersport auszuweichen. Die Schöneberger Bezirksverordnetenversammlung unterstützt sie darin. Auch ihr Tiergartener Kollege Jörn Jansen (Grüne/AL) fragt sich, ob „Flachlandschulen“ überhaupt Skikurse anbieten sollen. In Tiergarten werden aus sozialen Gründen nur Skikurse, aber keine Ski-Klassenfahrten mehr genehmigt werden. Durch die notwendige Zusatzausstattung würden Skifahrten notgedrungen teurer als normale Klassenreisen. Dadurch komme es zu einer Benachteiligung der Kinder aus Elternhäusern mit geringem Einkommen. Damit müsse man gerade in Tiergarten sensibel umgehen. Seiner Ansicht nach ist es unverantwortlich, den Tourismus in den Alpenregionen durch Klassenfahrten zusätzlich zu fördern. „Wenn das Tourismusaufgebot höher wird als die Zahl der Bevölkerung, die dort ständig lebt, dann halte ich das für ökologisch unvertretbar“, so Jensen.
In Kreuzberg, so war von Schulrat Nitschke zu erfahren, seien Skifahrten an die Aufklärung ökologischer Probleme in der Alpenregion gekoppelt. Grundsätzlich aber würde er jede Klassenreise, die in der Umgebung von Berlin stattfindet, positiver bewerten. Die von Kritikern der Charlottenburger Stadträtin angeführten gesundheitlichen Aspekte einer Skireise seien auch bei Reisen in Norddeutschland gegeben. Auch die Lehrer in Reinickendorf müssen bei Skireisen in die Berge auf die dortige Umweltproblematik eingehen. Schulrat Allers betont zudem, daß die Pisten nicht verlassen werden sollen, um damit die Natur zu schonen. Anders als Werkentin sieht Allers jedoch auch beim Wassersport Umweltbelastungen. Den finanziellen Aspekt einer Skireise hält Allers für unwesentlich, da ja die Eltern die Kosten im wesentlichen selber tragen müssen. Allerdings erhalten die Reisen, die „von Natur“ aus teurer sind, besondere Zuschüsse. In Spandau gibt Schulrat Hasper zu, daß es seit einigen Jahren Schwierigkeiten mit der Bezuschussung von Reisen gibt, „die am Rande des Charakters von Klassenfahrten liegen“. Fahrten, die weiter finanziert werden, sind dabei vorrangig Besuche von Schullandheimen und die „Anbahnung von Partnerschaften“. Olivera Stevanovic
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