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Klinikessen ist fett und ungesund

■ Preisfrage: Ist gesundes Essen zumutbar?

Klinikessen ist

fett und ungesund

Preisfrage: Ist gesundes Essen zumutbar?

Macht Krankenhauskost krank? Diese Frage stellt sich angesichts der Ergebnisse einer Untersuchung des Göttinger Präsidenten der Gesellschaft für Ernährungsmedizin, Dr. Peter Schauder. Danach ist die Grundversorgung in Krankenhäusern zu fett und eiweißreich und hat zu wenig Kohlehydrate. Sie entspricht deshalb nicht Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), schrieb Schauder in einem Fachblatt für Mediziner.

Schauder hatte über ein Jahr die Tagesspeisepläne von Kliniken in Göttingen, Hannover und Darmstadt ausgewertet und außerdem Stichproben aus sieben weiteren Häusern berücksichtigt. Nach Schauders Ergebnissen erfüllte keine der untersuchten Kliniken die WHO-Empfehlungen für eine gesunde Ernährung.

„Wenn wir wie von der WHO empfohlen kochen würden, würden die Patienten mit den Füßen über die Zukunft dieses Hauses abstimmen“, meinte Professor Dr. Dieter Emrich, Ärztlicher Direktor des Göttinger Klinikums auf Anfrage der dpa. Die Speisepläne für die Kranken seien lediglich eine Reaktion auf die Erwartungen der Patienten. Manfred Haidle, der Küchenchef im Klinikum: „Wer ein Steak gewohnt ist, läßt sich nicht mit 80 Gramm Fleisch abspeisen.“

In Göttingen plant man für Anfang 1993, die Voraussetzungen für eine Umstellung der Speisepläne zu schaffen. Dann soll die bisherige „leichte Standardkost“, die den WHO-Empfehlungen entspricht, zum Regelessen werden. Die jetzt monierte „Standardkost“ gäbe es nur noch auf Anfrage. Nun will die Klinikleitung möglicherweise in jeder Abteilung einzeln fragen, ob das gesunde Essen Patienten und Pflegekräften zuzumuten sei.

Anderswo reagierte man entschlossener. Mit Unterstützung der Niedersächsischen Ärztekammer will Schauder nun das Essen in allen Krankenhäusern des Landes einer genauen Überprüfung unterziehen. Mit Ergebnissen dieser Studie ist Anfang 1994 zu rechnen.

Justus Demmer / dpa

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