Voll auf den Leim gegangen-betr.: "Nachdenkliches zum Rassismus im Bundestag", taz vom 11.12 92

betr.: „Nachdenkliches zum Rassismus im Bundestag“,

taz vom 11.12.92

Einiges gewöhnt von der taz, verschlägt es mir doch ab und an – fast – die Sprache. Nur wenige Tage nachdem die große Koalition von SPD, FDP und CDU/CSU der neofaschistischen Ausländer-raus- Parole mit der Asylrechtsabschaffung Gesetzesform geben will, geht die „alternative“ taz der Demagogie eben dieser Spitzenpolitiker voll auf den Leim.

Wenn Lafontaine mit einem Brecht-Zitat („Der Schoß ist fruchtbar noch“) anhebt, kann sich der Zitierte nicht mehr wehren. Aber hätte ein lebendiger Brecht nicht als „Stalinist“ auch in dieser Bundestagsdebatte als Zielscheibe für die ständige Rechts-Links- Gleichsetzung herhalten müssen? Oder gar der „Linksextremist“ Heine, den Lambsdorff bemüht („Denk ich an Deutschland in der Nacht“) – war der nicht Sympathisant der kriminellen Vereinigung eines gewissen Karl Marx und damit akut mit dem Paragraphen 129a bedroht?

Tissy Bruns aber treibt es die Tränen in die Augen, weil Schäuble sich von seinen Pressereferenten die Namen der in Mölln ermordeten Türkinnen hat aufschreiben lassen... ist das noch mit politischer Naivität zu erklären?

Hunderttausende in Berlin, in München und vielerorts sind auf die Straße gegangen, um das Asylrecht zu erhalten. Sollen sie beruhigt nach Hause gehen, weil die von ihnen attackierten Heuchler in Bonn ein bißchen dazugelernt haben beim Heucheln? Anna Nassauer, Gelsenkirchen