■ Mit Klöckner auf du und du: Gesundungspleite
Berlin (taz) – Vielleicht sollten sich die Klöckner-Werke künftig in der Verpackungsbranche engagieren. Vorstandschef Christoph von Rohr zeigte bei der offiziellen Verkündung der Pleite seiner Stahlproduktion jedenfalls eine natürliche Begabung auf diesem Gebiet, indem er die schlechte Nachricht hübsch in Hoffnungsschimmer drapierte und der Belegschaft als Befreiungsschlag verkaufte.
Befreit jedoch hat sich Rohr mit dem gerichtlichen Vergleichsantrag für die Klöckner- Stahlaktivitäten am Freitag vor allem selbst. Daß in der Bremer Weserhütte die Belegschaft weiter schrumpfen, wird als der laufende Rationalisierungsplan vorsieht (von 5.800 auf 4.700 Beschäftigte), hätte der Betriebsrat ohne diesen drastischen Schritt wohl kaum so einfach geschluckt. Außerdem kann Klöckner so höchst elegant die Schulden aus der letzten Stahlkrise Anfang der 80er Jahre abbauen und den Stahlbereich anschließend leichter losschlagen. Auf lange Sicht nämlich wollen sich die Klöckner-Chefs auf das höhere Gewinne versprechende Maschinenbau-Geschäft konzentrieren.
Die Deutsche Bank, die Klöckner schon einmal vor dem Konkurs bewahrte (als sie dem damals noch in Familienbesitz befindlichen Unternehmen aus der Klemme half, in die es sich durch Spekulationen mit Öltermingeschäften gebracht hatte), spielt auch diesmal mit. Sie überredete ihre Mitgläubiger Dresdner Bank und WestLB, sich auf den Vergleich einzulassen und damit auf 60 Prozent der Forderungen (die sich insgesamt auf 2,7 Mrd. DM belaufen) zu verzichten.
Nach wie vor steht als potentieller Weserhütten-Aufkäufer der holländische Stahlkonzern Hoogovens ganz oben auf der Liste. Während Experten davon ausgehen, daß der Vergleich, dem 75 Prozent des Gläubigerkapitals zustimmen müssen, zustandekommt und anschließend Hoogovens übernehmen wird, entsteht in Bremen ein breites Bündnis gegen den Stahlriesen. Der Senat werde sich an keiner Lösung beteiligen, bei der ein Verkauf an Hoogovens vorgesehen ist, drohte Bürgermeister Klaus Wedemeier. Auch die Belegschaft fürchtet das holländische Modell, nach dem künftig der Stahl nicht mehr in der Bremer Hütte hergestellt, sondern von Hoogovens zur Weiterverarbeitung herantransportiert würde. Mit den Bremer Hochöfen würden auch 3.000 Stahlkocher aufhören müssen, zu arbeiten. Donata Riedel
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