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Wachsende Spannung in Somalia

■ US-Warnung: Friedliche Phase der Intervention ist vorbei

Berlin (taz) – Vor neun Tagen landeten die ersten ausländischen Truppen in Somalias Hauptstadt Mogadischu. Inzwischen halten 6.000 Soldaten, hauptsächlich US- amerikanische Marines und französische Fremdenlegionäre, große Teile Mogadischus, die südwestliche Stadt Baidoa sowie einen kleinen Luftstützpunkt dazwischen, Bela Dogle, besetzt. Von diesen Standorten aus soll nun die Verteilung von Lebensmitteln auch im Umland beginnen. So brachen gestern unter US-Begleitschutz zehn Lastwagen der Hilfsorganisation „Care“ von Baidoa in umliegende Dörfer auf. Sie sind nach US-Angaben auf Zusammenstöße mit Banden vorbereitet.

In US-Militärkreisen wächst die Sorge, daß mit dem Einmarsch in Baidoa vor zwei Tagen der friedliche Teil der „Operation Restore Hope“ vorüber sein könnte. „Dreimal hintereinander konnten wir friedlich einmarschieren, ohne einen Schuß abzugeben“, sagte Militärsprecher Fred Peck am Mittwoch in Mogadischu. „Ich hoffe bloß, das bleibt so.“ Der US-Sonderbeauftragte Robert Oakley äußerte sich offen pessimistisch: „Wir können nicht sagen, daß die Beispiele Mogadischu und Baidoa sich woanders wiederholen werden.“ Er fügte hinzu: „Es gibt viele Gebiete im Landesinneren, wo die Situation gespannter ist.“

Wie zur Illustration dessen bestätigte die UNO gestern Berichte von Care, daß die Lage in der südsomalischen Hafenstadt Kismaju durch andauernde Kämpfe „außer Kontrolle“ geraten sei. Zwei Bürgerkriegsarmeen kämpfen dort um die Herrschaft über die Stadt. UNO-Sprecher Ian MacLeod sagte außerdem, auch im Norden Mogadischus – wo keine US-Truppen stationiert sind – seien die Spannungen gestiegen. Die deutsche Hilfsorganisation „Help“ beschuldigte darüber hinaus die ausländischen Soldaten der Untätigkeit. Unter ihren Augen geschähen „weiterhin Greueltaten und bewaffnete Überfälle der marodierenden Banden auf die Zivilbevölkerung“. Erstmals seien derzeit Hilfsarbeiter gezwungen, „mit der Waffe in der Hand ihr Leben verteidigen zu müssen.“

Die Meldungen bestätigen die von Somalis geäußerte Befürchtung, daß sich die Aktivitäten bewaffneter Banden mit jedem Vormarsch ausländischer Soldaten verlagern und auch bisher friedliche Gebiete heimsuchen. Über kurz oder lang werden die US- Truppen dann kaum eine andere Wahl haben, als in die Offensive zu gehen und militärisch abgesicherte Entwaffnungsaktionen zu beginnen – was bisher in ihren Einsatzplänen nicht vorgesehen ist. Von „befriedeten Zonen“, in die dann deutsche Soldaten einrücken dürften, könnte dann vorerst keine Rede mehr sein. D.J.

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