: Studium nur noch für die Reichsten
■ Interview mit Natalij el Hage, Vorsitzende des AStA an der Universität Bonn, zum Thema „Studiengebühr“
taz: Nur durch Zufall ist ein Entwurf des Wissenschaftsrates an die Öffentlichkeit gelangt, in dem sich das Gremium für eine Semestergebühr von 1.000 Mark pro Student ausspricht. Wird damit Studieren in Deutschland zum Privileg der Besserverdienenden?
El Hage: Die Forderungen des Wissenschaftsrates sind in hohem Maße unsozial. Nicht zuletzt wegen der Bafög-Misere müssen schon jetzt über 60 Prozent der knapp 2 Millionen Studenten jobben, um sich ihre Ausbildung an der Uni finanzieren zu können. Durch eine zusätzliche Studiengebühr würde diese Rate noch gesteigert. Die angeblich gewünschte Verkürzung der Studienzeit kann jedenfalls so nicht erreicht werden. In der Tat: nur noch die Besten und Reichsten würden nach den Plänen des Wissenschaftsrates die Hochschulen besuchen.
Die Finanz- und Kultusminister der Bundesländer haben sich seinerzeit darauf geeinigt, eine Studiengebühr erst bei einer „wesentlichen Überschreitung“ der Regelstudienzeit in Betracht zu ziehen. Ein Kompromiß?
Jegliche Art von Studiengebühr wäre katastrophal. Schließlich gibt es immer mehr Teilzeitstudenten, die neben ihrem Studium Kinder aufziehen und arbeiten müssen. Aber gerade die sind es ja nicht, die für die überfüllten Hörsäle sorgen. Verfehlt wäre eine Reform, die nur auf solche Studenten Rücksicht nimmt, die verständlicherweise ihr Studium so schnell wie möglich beenden wollen.
Was wären deiner Ansicht nach die geeigneten Schritte, die im Rahmen einer Hochschulreform getroffen werden müßten?
Veränderungen müssen bei den einzelnen Studiengängen vorgenommen werden. Einige Fachbereiche lassen sich ja gar nicht in der vorgesehenen Studienzeit bewältigen. Einerseits liegt das an einem völlig übertriebenen Stoffpensum, das der Student erlernen soll. Auf der anderen Seite muß sich aber auch jeder einzelne Hochschullehrer fragen, ob sein „Orchideenstudiengang“ mit unter Umständen hohen Prüfungs-Durchfallquoten zu einer zügigen Bewältigung der Ausbildung dient.
Was können Studenten tun, um eine Studiengebühr zu verhindern?
Ich plädiere für Demonstrationen im Januar in allen Landeshauptstädten. Denn bis zum „Bildungsgipfel“ im Juni muß das Thema „Studiengebühr“ vom Tisch sein. Aber ich befürchte fast, daß die radikalen Forderungen des Wissenschaftsrates letztlich dazu führen werden, daß die „gemäßigte“ Position der Länder umgesetzt wird. Wir Studenten werden aber mit aller Kraft dagegen angehen. Interview: Hasso Suliak
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