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Lokalkoloratur: Heinz Klaus Mertes

LOKALKOLORATUR

Eine effektive Bereicherung der hanseatischen Medienlandschaft ist zu vermelden: Als Programmdirektor Information des privaten Fernsehsenders SAT.1 ist der allseits beliebte TV-Moderator und bisherige Chefredakteur Fernsehen des Bayerischen Rundfunks, Heinz Klaus Mertes, 48, an die Elbe geeilt. Zwar arbeitet Mertes

am liebsten im heimeligen München, aber was tut man nicht alles, wenn's die Karriere fördert? Richtig: Man begibt sich sogar in ein SPD-regiertes Bundesland. Berühmt ist Mertes ohnehin schon außerhalb der weißblauen Grenzpfähle: Dafür sorgten seine Moderationen von Report aus München, bei denen er sich als Großinquisitor von Manfred Stolpe bewährte und es auch fast geschafft hätte, Günther Wallraff als Stasi-Monster zu outen. „Wollten Sie schon immer Journalist werden?“ wollte Medium magazin von Herrn Mertes wissen. Klare Sache: „Ja!“ Ebenso klar, daß er sich noch nie ernsthaft überlegt hat, den Beruf zu wechseln. Und dann, weiter im Fragebogen: „Ist das Schreiben für Sie Bedürfnis oder Qual?“ Wir ahnten es. Herr Mertes informiert: „Beides. Denn aus dem Bedürfnis erwächst die Qual.“ Ebendas verbindet seit langem den Fernsehmann Mertes mit seinen Zuschauern: Aus dem Bedürfnis, das Glotzophon einzuschalten, erwuchs die Qual, Herrn Mertes zu ertragen. Der aber ergänzt feinsinnig: die Qual, „perfekter sein zu wollen, als es je gelingen kann.“ Wir sind beeindruckt. Beeindruckt sind wir auch von der Antwort auf die Frage nach dem größten journalistischen Flop des Herrn Mertes - dieser Flop nämlich „muß sich noch herausstellen“.

Bleibt noch eine Frage, die Frage nämlich, die TV-Mertes nie gestellt bekommen wollte: „Gab es keinen anderen Weg?“ Ja wirklich, Herr Mertes, gab es tatsächlich keinen anderen Weg als den nach Hamburg? Die Antwort kommt messerscharf: „Den gab und gibt es immer!“ Also, dann schaun mer doch mal. jo

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