Sanssouci
: Vorschlag

■ The Theo Bleckmann - Kirk Nurock Duo

Da steht ein schmaler Mann in einem etwas zu großen Jackett und bewegt sich kaum, doch seinem Schlund entspringt eine ganze Welt verschiedenster Wesen. Aus einem melancholischen Wal wird durch stimmliche Metamorphose eine hysterische Hyäne, die sich nur Sekunden später zu einem scatenden Jazzsänger ver

wandelt oder ebenso

Foto: Veranstalter

schnell in einen japsenden,

jungen Hund. Theo Bleckmann, der aus Dortmund nach New York ausgewanderte Sänger, hat ein Bühnen- und Kreativitätspendant gefunden, daß ihm alle Spielarten ermöglicht: den US- amerikanischen Pianisten und Komponisten Kirk Nurock. Das Duo, das zur Zeit erstmalig gemeinsam in Europa ist, springt lässig aus einer sentimentalen, beinahe traditionellen Jazzschnulze hinein in experimentelle Gebiete, erobert Improvisationsfreiräume und verwendet ebenso ungeniert klassische Strukturen. Die umwerfende Musikalität der beiden spannt einen weiten Bogen von verraucht-träumerischen Sequenzen zu äußerst humorvollen Einlagen, wenn beispielsweise in der elegischen Pianoballade „The truth is spoken with your eyes“ zwischen den poesievollen Textzeilen ein Hundejaulen den Raum durchzieht. Das mindert nicht die Ernsthaftigkeit, im Gegenteil. Kirk Nurock, der sich zehn Jahre lang mit der Erforschung der menschlichen und tierischen Stimmlaute befaßt hat und sich immer wieder auf die Erfahrungswerte dieser für ihn lustvollen Phase bezieht, sagt: „Humor ist etwas ganz Zentrales. In unserer Arbeit fließt vieles zusammen, besonders Humor und Risiko, wir riskieren immer etwas auf der Bühne. Wenn wir keinen Spaß haben, hat das Publikum auch keinen.“

Kontaktvermittlerin für das Duo war die Jazzsängerin Sheila Hordan, die auch heute noch Mentorin und Lehrerin von Theo Bleckmann ist. Seine Stimmakrobatik ist daher weit mehr von weiblichen Künstlerinnen wie Joan La Barbara und Cathy Berberian beeinflußt als von männlichen Vorbildern. Kirk Nurock dagegen hat zwar viel aus seiner Vergangenheit in großen Jazzorchestern und mit MusikerInnen, wie Dizzy Gillespie, Jay Clayton oder Chet Baker gelernt, sein persönlicher Stil ist dennoch viel zu eigenwillig, um Vergleiche anzustellen. Anna-Bianca Krause

Am Sonntag, 17.1. um 19.30 Uhr im Globe Theater im Esplanade am Potsdamer Platz