Als ginge ihn alles nichts an

■ Die vertonten (Alp)-Träume der rasenden Leichenbeschauer

Gewitterdonner, dröhnende Kesselpauken, treibende Drums, verhallte Leidensschreie — die ungarischen Underground-Psychodeliker Vagtazo Halogthemek, bei uns die Rasenden Leichenbeschauer genannt, legen los.

Und wie. Sänger Attila Grandpierre, Astrophysiker am Budapester Sternenobservatorium, steht keine Sekunde mehr still, er hastet über die Bühne, springt umher, tanzt von Anfang an ekstatisch; er schreit meist wild in das Mikrophon, manchmal singt er.

Schlagzeug und Pauken erzeugen mit ihrer tonalen Spielweise, wie sie Therry Bozzio bei Zappa perfektionierte, einen ernormen Druck. Sie wechseln zwischen harten Punkrythmen und afrikanischen Grooves und treiben den Rest der Band in einem unheinlichen Tempo vor sich her. Rhythmusgitarre und Baß geben das ihrige, um Attila nicht still stehen zu lassen.

Nicht nur der Rythmus erinnert an den Zappa früherer Tage, auch die freie Spielweise der Musiker und die Verbindung verschiedenster Stilelemente. Es wird viel improvisiert und so entstehen zahlreiche Ebenen in der Musik. Diesen kann man folgen, bis sie sich auflösen und die Leichenbeschauer neue erspielen. Wie in einem Traum, in dem das Unterbewußtsein uns durch unterschiedliche Situationen führt, in denen wir aber nicht haften können, spielen die Leichenbeschauer ein organisiertes Chaos, aus dem die ZuhörerInnen immer wieder neue Einzelheiten heraushören können.

Die Band setzt von einer Geige, die sich eher wie ein schräger Synthesizer anhört, über eine Flöte und ein Xylophon, bis zu einem Stück Blech alles ein, was Lärm macht. Allerdings werden die verschiedenen Instrumemte schon in den ersten fünf Stücken verheizt, und auch Attila Grandpierre, der anfangs noch ungarische Volksweisen einsetzte, schreit immer gleichförmiger.

Da sich auch der Aufbau der Songs und die Gitarrensounds nicht änderten, hätte man nach fünf Stücken gehen können, ohne etwas zu verpassen. So langweilte und ermüdete der infanalische Lärm mehr und mehr, es fehlte einfach die Abwechslung.

Gitarrist Attilo Fido schien es auch so zu gehen — er bewegte sich kaum: Die meiste Zeit stand er mit ernstem Gesicht und mit dem Rücken zu der restlichen Gruppe und den ZuschauerInnen, so als würde ihn das alles nichts angehen.

Mac