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Mediale Wirklichkeit

■ betr.: "Haft für Recherche in Kurdistan", "Die Angst vor der Kriegspsychose", "Die Einwegflasche füllt nun der Kommerz", taz vom 23.1.93

Betr.: „Haft für Recherche in Kurdistan“ von Helmut Oberdiek, „Die Angst vor der Kriegspsychose“, Interview mit Peter Glotz, „Die Einwegflasche füllt nun der Kommerz“ von Hans J. Kleinsteuber, taz vom 23.1.93

[...] Die Bedeutung der taz wird klarer, wenn man obige drei Artikel miteinander in Beziehung setzt. Da bestätigt der Medienexperte der SPD, Peter Glotz, im Interview, das, „was berichtet wird und was nicht berichtet wird, das wird über die Medien, über politische Mächte und Geheimdienste ferngesteuert“. Diesen Satz sollte man sich zweimal auf der Zunge zergehen lassen.

Acht Seiten später erfahren wir dann in einer brillanten Analyse der deutschen Radiolandschaft von Kleinsteuber, daß das Radio trotz (oder gerade wegen?) seines Potentials als „ideales partizipatives Medium“ in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern (Dänemark, Niederlande...) nicht genutzt wird und sich „in dieser Hinsicht nur Einöde“ auftut. Die Ausnahme sei Radio Dreyeckland aus Freiburg. Radio Dreyeckland? Da war doch noch was?!

Ach ja, wir erinnern uns: 18 Seiten vorher stand auf der Leitseite, daß Stephan Waldberg, ein Journalist dieses Senders, von den Türken gekascht und wegen Konspiration mit der PKK eingelocht wurde. Das Auswärtige Amt scheint an diesem Fall reichlich desinteressiert. Das Opfer war ja kein Mitarbeiter der öffentlich- rechtlichen Anstalten! Stephan Waldberg scheint daher weder Öffentlichkeit noch Recht zu verdienen.

Fazit: Die mediale Wirklichkeit, die von Fernsehen, Rundfunk und Presse produziert wird, befindet sich in einem gefährlichen Trend in Richtung Einöde und somit Ignoranz. Abonniert die taz! Stefan Freichel, Saarland

Hans J. Kleinsteuber benennt die wirtschaftlichen und strukturellen Umstände, die zum Niedergang von Sendungen mit anspruchsvollen Wortbeiträgen führen. Als weiterer Umstand bleibt der Mangel an Programminformationen in Zeitungen und Zeitschriften zu nennen. Eine Vielzahl vorzüglicher Features und Hörspiele bleiben ungehört, weil sogar Programmzeitschriften nur nichtssagende Hinweise anbieten, zum Teil sogar ganz auf einen Hörfunkteil verzichten.

Auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk wird auf Dauer die Produktion von Kultur- und Wissenschaftssendungen einschränken, wenn die Einschaltquoten zu gering sind. Der Teufelskreis droht sich zu schließen: Geringe Einschaltquoten bei Sendungen mit Wortbeiträgen von über 90 Sekunden; Einschränkung derartiger Sendungen; Verzicht auf Hörfunkhinweise in den Printmedien, da im Radio kaum Erwähnenswertes läuft....

Leider macht die taz da keine Ausnahme. Die „Radio Days“ sind in Art und Menge äußert unzureichend und nehmen sich – auch flächenmäßig – gegenüber dem Fernsehprogramm lächerlich aus. Die Chance, in den Lokalteilen auf spannende und hintergründige Sendungen der lokalen Ukw- Sender aufmerksam zu machen, wurde bisher nicht genutzt. Harald Falk, Berlin

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